Labour-Chef kämpft um Profil

Manchester. Eigentlich könnte Labour zufrieden sein. Die britische Oppositionspartei, deren Parteitag gestern in Manchester begann, führt in Umfragen mit einem bis zu zweistelligen Vorsprung vor den Konservativen. Die Briten sind nicht zufrieden mit der konservativ-liberalen Regierungskoalition

Manchester. Eigentlich könnte Labour zufrieden sein. Die britische Oppositionspartei, deren Parteitag gestern in Manchester begann, führt in Umfragen mit einem bis zu zweistelligen Vorsprung vor den Konservativen. Die Briten sind nicht zufrieden mit der konservativ-liberalen Regierungskoalition. Der Sparkurs hat keinen Erfolg: Weder konnte das Haushaltsdefizit wie geplant abgebaut werden, noch kommt die Wirtschaft in Gang. Das Land befindet sich in der Rezession. Labour hatte genau davor gewarnt: Die Regierung werde durch aggressives Sparen den Aufschwung torpedieren. Jetzt steht die Opposition als Besserwisser da.Doch Jubel will bei den Genossen in Manchester nicht aufkommen. Zum einen ist es unschicklich, sich über die wirtschaftliche Misere zu freuen, auch wenn sie die eigenen Prognosen bestätigt. Zum anderen weiß man, dass auch ein zehnprozentiger Vorsprung nicht ausreichen wird. Denn in Großbritannien ist für eine Regierung zwei Jahre nach Amtsantritt solch ein Stimmungstief durchaus üblich. Bis zur Wahl im Jahr 2015 dürfte sich das ändern.

Das Problem für Labour: Die Partei ist deutlich populärer als ihr Vorsitzender Ed Miliband. Nur 28 Prozent der Briten können sich Miliband als Premierminister vorstellen, während 63 Prozent es bei dem Gedanken schüttelt. Der Mann hat eben nicht das Flair eines potenziellen Regierungschefs. Stattdessen gilt er als verkopft. Auch schmückt Miliband der Spitzname "Panda", weil seine großen, schattenuntermalten Augen so traurig blicken.

Milibands angebliches Führungsdefizit kann ihm innerparteilich nicht gefährlich werden, denn es gibt niemanden, der ihn zurzeit erfolgreich herausfordern könnte. Miliband hat trotzdem ein Imageproblem. Zum Teil liegt das daran, dass er sich kaum aus der Deckung wagt und davor zurückschreckt, klare politische Initiativen anzuschieben. Das soll sich jetzt ändern.

Zur Eröffnung des Parteitags erklärte Miliband, dass er die Banken an die Kandare legen will. Er setzt dabei wie SPD-Kanzlerkandiat Peer Steinbrück auf eine Trennung des Investment-Banking vom Kundengeschäft. Dadurch soll erreicht werden, dass Sparer und Steuerzahler nicht mehr für die Verluste des Casino-Bankings, das ja schließlich die weltweite Rezession 2008 ausgelöst hat, einstehen müssen. Miliband spinnt damit sein Thema eines "verantwortlichen Kapitalismus" weiter. Die Labour-Mitglieder erwarten nun auf dem Parteitag noch weitere Vorschläge, was Miliband konkret darunter versteht. Foto: Guay/afp

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