"Gauck wäre besser gewesen"

Berlin · SPD-Generalsekretärin Nahles über die Suche nach einem Wulff-Nachfolger. Erste Kontakte zwischen Angela Merkel und der SPD gab es schon am Freitag - der Nachfolger von Christian Wulff soll zwischen Regierung und Opposition gemeinsam gefunden werden. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles erläuterte unserem Korrespondenten Werner Kolhoff, wie das laufen könnte.

Welche Gefühle hatten Sie, als Sie die Erklärung von Christian Wulff am Fernseher verfolgten?
Andrea Nahles: Das Gefühl von Erleichterung, dass es keine weitere unwürdige Hängepartie gibt.

Ist das Amt des Bundespräsidenten beschädigt?
Andrea Nahles: Ja, ganz eindeutig. Deswegen müssen jetzt alle Parteien zusammenarbeiten, um durch die gute Wahl eines gemeinsamen Kandidaten dem Amt wieder Autorität und Stimme zu geben.

Angela Merkel hat Gespräche angeboten. Nehmen Sie das ernst?
Andrea Nahles: Es hat bereits Kontakte gegeben. Frau Merkel scheint also ihr Angebot umsetzen zu wollen. Wir hatten ja schon vor Wochen angeregt, über eine gemeinsame Alternative zu Wulff nachzudenken. Und nach dem Wulff- Desaster hat gerade Angela Merkel eine besondere Verantwortung.

Werden denn die Oppositionsparteien in diese Gespräche mit einem gemeinsamen Kandidatenvorschlag gehen?
Andrea Nahles: Wir wollen mit Offenheit in die Gespräche mit CDU und FDP gehen und nicht zu viel vorwegnehmen, aber wir stehen natürlich mit den Grünen in Kontakt. Wir wollen einen Kandidaten, der von allen demokratischen Parteien gewählt werden kann.

Heißt das auch, dass Sie nicht mehr Joachim Gauck vorschlagen werden?
Andrea Nahles: Gauck wäre der bessere Bundespräsident gewesen, dass wissen wir heute mehr denn je und er wäre immer noch geeignet. Aber ich werde jetzt nicht über Personen spekulieren. Das muss vertrauensvoll mit den anderen Parteien besprochen werden.

Könnte der Bewerber auch ein Mann oder eine Frau mit CDU-Parteibuch sein?
Andrea Nahles: Es geht ja nicht darum, dass die möglichen Kandidaten keine politische Vita haben dürfen, sondern dass sie durch ihre Persönlichkeit und ihre Arbeit Anerkennung und Respekt über die Grenzen einer Partei hinweg genießen. Auch der, der sie angehören. Das kann auch ein Mensch mit CDU-Parteibuch sein. Umgekehrt aber auch ein Sozialdemokrat.

Aber in jedem Fall ein Politiker und kein Experte aus Wissenschaft oder Wirtschaft?
Andrea Nahles: Ich will den Kreis nicht schon vorher zu eng machen. Wenn man eine offene Diskussion mit den anderen Parteien und in der Öffentlichkeit will, muss man selbst auch Offenheit mitbringen. Aber wir haben mit Parteipolitikern wie Richard von Weizsäcker oder Johannes Rau sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn das bei einem jetzt nicht so gut funktioniert hat, spricht das grundsätzlich noch nicht dagegen.

In 30 Tagen, am 18. März, muss der Nachfolger spätestens gewählt werden. Wann sollte die Kandidatenfindung abgeschlossen sein? Vielleicht nach dem Motto: Am Aschermittwoch ist alles vorbei?
Andrea Nahles: Das Ganze kann nicht ewig dauern. Im Laufe der nächsten Woche könnte es in der Tat eine Klärung geben.

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