Die Annäherung endet in einem Debakel

Berlin · Es hätte eine Annäherung werden können, aber am Ende blieb es bei unüberbrückbaren Differenzen. Muslimische Vertreter in Deutschland und die AfD trafen sich zum Austausch in Berlin.

 AfD-Chefin Frauke Petry und Vize Albrecht Glaser (2.v.r.) nach dem Treffen vor der Presse. Foto: dpa

AfD-Chefin Frauke Petry und Vize Albrecht Glaser (2.v.r.) nach dem Treffen vor der Presse. Foto: dpa

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Wegen Problemen mit der Bahn kommt AfD-Vize Albrecht Glaser zu spät ins Berliner Nobelhotel "Regent" am Gendarmenmarkt. Als er im Sitzungssaal Platz nimmt, ist das Gespräch zwischen seinen beiden Parteifreunden und den drei Vertretern des Zentralrats der Muslime schon beinahe zu Ende. Es herrscht Eiszeit in dem wohltemperierten Raum. Der Versuch einer Annäherung endet in einem Debakel. Dass es nicht freundlich zugehen würde, ist allerdings schon vor Beginn des Treffens zu erkennen. Einigen Fotografen gelingt noch ein Schnappschuss des eher gequälten Händedrucks zwischen Petry und dem Vorsitzenden des Zentralrats, Aiman Mazyek. Er hat die AfD zu diesem in der Partei umstrittenen Gespräch eingeladen. "Die Stimmung ist schlecht", sagt zwischendurch einer, der im Saal mit dabei ist. Der Eindruck drängt sich auf, dass das Scheitern des Gesprächs durchaus kalkuliert oder wenigstens einkalkuliert ist.

Denn nach dem Abbruch wird vor Dutzenden Kameras wechselseitig auf- und abgerechnet. Als ob beide Lager nur auf diese Gelegenheit gewartet hätten. Die AfD-Spitze hält in der Hotellobby Hof, der Zentraltrat im ersten Stock. Man gibt sich "schockiert", "enttäuscht", "berührt". "Wir mussten uns vorwerfen lassen, eine Partei aus dem Dritten Reich zu sein", beklagt Petry. Vorstandsmitglied Armin Hampel greift leise korrigierend ein: "In der Nähe zum Dritten Reich..." Man habe mehrfach "höflich" darum gebeten, solche Vergleiche zurückzunehmen - ohne eine Entschuldigung zu verlangen, so Petry weiter. "Weil uns schon klar ist, dass es emotionale Hürden in einem solchen Gespräch gibt." Zu denen gehört aus Sicht des Zentralrats insbesondere Petrys Bewertung des Islams: "Der Islam selbst und seine Glaubensvertreter müssen merken, dass ihr Glaube im siebten Jahrhundert steckengeblieben ist", sagt sie. Grundlage seien Scharia und der Koran.

Während Petry und Co weiter tief in die Religion eintauchen, stellt Zentralratschef Aiman Mazyek mit Bedauern fest, dass die AfD nicht bereit gewesen sei, auf umstrittene Punkte in ihrem Parteiprogramm einzugehen. "Als da wäre: Uns vorzuschreiben, wie wir uns heilige Stätte, die Moscheen, zu bauen haben." Oder es der Frau nicht selbstbestimmt überlassen zu wollen, "ob sie ein Kopftuch trägt oder nicht". Stattdessen wolle die AfD den Weg "des Populismus und der Diffamierung offenkundig weitergehen", so Mazyek. Aus und vorbei.

Meinung:

Nur eine Showveranstaltung

Von SZ-Korrespondent Hagen Strauß

Der Ausgang des Treffens zwischen dem Zentralrat der Muslime und der AfD ist alles andere als eine Überraschung. Denn schon vor Beginn des Gesprächs ist klar gewesen, dass da Menschen mit Positionen aufeinandertreffen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine echte Annährung hat die Parteispitze der AfD gestern gar nicht gewollt. Denn die Ablehnung des Islams ist für die AfD inzwischen ihr Lebenselixier. Es war eine politische Showveranstaltung. Der Zentraltrat der Muslime muss sich fragen lassen, ob er den Muslimen in Deutschland einen Gefallen tut, wenn er immer wieder Vergleiche mit der Nazi-Zeit bemüht, die nicht haltbar sind. Wer so argumentiert, bestärkt nur jene, die ein grundsätzliches Problem mit dem Islam haben.

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