Das belgische Netzwerk des Todes

Brüssel · Es sind Szenen wie von einem Kriegsschauplatz: Mitten auf einem zentralen Verkehrsknotenpunkt in Brüssel liegt ein angeschossener Mann, Polizisten und Soldaten haben sich hinter ihren Fahrzeugen verschanzt.

Was sich zuvor dort abspielte, fällt Augenzeugen schwer zu beschreiben. Demnach nahm der Mann zunächst eine Frau und ein Kind als Geisel. Die Frau konnte fliehen, als die Polizei den Verdächtigen mit einem Schuss ins Bein niederstreckte. "Das alles ging rasend schnell", erzählt ein Augenzeuge. Spezialisten im Bombenschutzanzug untersuchen die Tasche des Verdächtigen. Noch herrscht Unklarheit darüber, was sie enthielt.

Brüssel - am dritten Tag nach den Anschlägen. Die Razzien nach weiteren Terroristen und Hintermännern der Anschläge vom Dienstag begannen schon am späten Donnerstagabend. Längst ging es nicht mehr nur um die als Terror-Hochburg verschriene Gemeinde Molenbeek. Diese Szene spielten sich gerade mal zwei Kilometer entfernt von dem Viertel ab, in dem die europäischen Institutionen ihren Sitz haben. Bis zum Morgen hatte die Polizei sechs Verdächtige festgenommen. Im Laufe des Freitags kamen bei weiteren Zugriffen vier Männer dazu. Doch so friedlich, wie das klingen mag, liefen die Aktionen nicht ab: Es kam mehrfach zu längeren Schießereien.

In der Gemeinde Schaerbeek gab es drei Explosionen, deren Ursache zunächst unklar blieb. Am Nachmittag drangen Sicherheitskräfte in die Metro-Station Arts-Loi ein und räumten diese. Brüssel befand sich im Belagerungszustand - und niemand konnte sagen, wie lange die Aktionen noch andauern würden. Die Situation wurde noch dadurch verschärft, dass die Behörden wegen des Besuches des US-Außenministers John Kerry Teile der Innenstadt gesperrt hatten. Kerry legte einen Kranz am Flughafen nieder und gedachte dabei der beiden US-Opfer. "Ich bin ein Brüsseler", sagte er in einer Ansprache.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort