40 Jahre Haft für „Völkermörder“ Karadzic

New York/Den Haag · Das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag hat Ex-Serbenführer Radovan Karadzic für schuldig am Völkermord in Srebrenica 1995 erklärt. Die UN begrüßen das Urteil. Anders Russland.

Knapp 21 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica im Osten von Bosnien-Herzegowina ist Radovan Karadzic (70) als politischer Hauptverantwortlicher verurteilt worden - zu 40 Jahren Haft. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag befand ihn am Donnerstag des tausendfachen Mordes schuldig. Ein "historischer Tag" für die Menschen im ehemaligen Jugoslawien, fand UN-Generalsekretär Ban Ki Moon . Positive Reaktionen kamen auch vom Jüdischen Weltkongress und vom Internationalen Auschwitz Komitee.

Russland kritisierte das Urteil dagegen als einseitig. "Wir sagen seit langem, dass die Arbeit des internationalen Kriegsverbrechertribunals politisiert ist," erklärte Vizeaußenminister Gennadi Gatilow. Karadzic selbst sieht sich als Vorkämpfer gegen den islamistischen Terrorismus. "Weder die EU noch die internationale Gemeinschaft haben nach (den Anschlägen in) Paris und Brüssel begriffen, mit wem es die bosnischen Serben in den 90er Jahren zu tun hatten", zitierte die Regierungszeitung "Novosti" den 70-Jährigen. Die serbische Regierung hielt sich mit Kritik zurück. Es bleibe "ein bitterer Beigeschmack", sagte Justizminister Nikola Selakovic in Belgrad.

Nach dem Urteil ist Karadzic einer der Hauptschuldigen des Massakers in Srebrenica. Serbische Einheiten hatten im Juli 1995 die damalige UN-Schutzzone überrannt und danach etwa 8000 muslimische Männer und Jungen abgeführt und ermordet. Als ehemaliger Präsident der bosnischen Serben ist er auch der ranghöchste Politiker, der jemals dafür schuldig gesprochen wurde. Die Richter verurteilten den einstigen Psychiater auch für schwere Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Mord, Ausrottung, Deportationen, Terror und Vertreibung. Opfer waren bosnische Muslime und Kroaten. "Er verfolgte gemeinsam mit anderen den Plan, alle Nicht-Serben dauerhaft von bosnischem Gebiet zu vertreiben", erklärte der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon.

Insgesamt kostete der Bosnien-Krieg in den 1990er Jahren mehr als 100 000 Menschen das Leben. Allein bei der über 44 Monate dauernden Belagerung von Sarajevo wurden mindestens 10 000 Menschen getötet. Serbenführer Karadzic wurde erst 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht festgenommen. Im letzten Srebrenica-Prozess wird das UN-Tribunal im kommenden Jahr das Urteil gegen Armeechef Ratko Mladic fällen. Unter dem Kommando des Generals hatten serbische Einheiten die Enklave überrannt.

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