Bundeswehrverband will Afghanistan-GipfelUS-Kongress kritisiert teure Entwicklungshilfe in Afghanistan

Berlin. Nach der jüngsten Serie von Anschlägen auf die deutschen Truppen in Afghanistan hat der Bundeswehrverband einen Strategiegipfel mit allen zuständigen Ministern bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert

Berlin. Nach der jüngsten Serie von Anschlägen auf die deutschen Truppen in Afghanistan hat der Bundeswehrverband einen Strategiegipfel mit allen zuständigen Ministern bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert. Dabei sollte auch überprüft werden, ob die Truppenstärke vor dem Beginn des Abzugs zunächst noch einmal erhöht werden müsse, sagte Verbandschef Ulrich Kirsch (Foto: dpa) der "Süddeutschen Zeitung". "Die Regierung führt zu allen möglichen Themen Klausurtagungen durch, nur bei einem so wichtigen Thema, wo es um Leben und Tod geht, passiert nichts."In den vergangenen beiden Wochen waren bei drei Anschlägen vier Bundeswehrsoldaten getötet worden. Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière machten anschließend mehrfach deutlich, dass ein Kurswechsel in der Afghanistan-Politik nicht in Frage komme. Die Bundeswehr ist derzeit mit 5000 Soldaten - darunter 640 aus dem Saarland und aus Zweibrücken - in Afghanistan im Einsatz. Die Truppe war im vergangenen Jahr noch einmal aufgestockt worden, um die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte voranzutreiben. Spätestens zum Jahreswechsel soll der Abzug beginnen, wenn die Lage es zulässt.

Kirsch stellte die Abzugsstrategie in Frage. Soldaten im Einsatz klagten, dass für das Erreichen der Ausbildungsziele immer noch Soldaten fehlten. Sie verlangten mindestens zwei zusätzliche Bataillone, also rund 1500 Soldaten. "Bevor wir abziehen, müssen wir alles tun, damit die Taliban nicht wieder an die Macht kommen", sagte Kirsch. "Ich sage, dass dafür noch mehr getan werden muss, und kann dabei nur diejenigen als Zeugen aufrufen, die uns bitten: 'Schickt uns mehr Kräfte, wir sind hier zu wenige.'" An dem Gipfel bei Merkel sollten die Minister für Verteidigung, Auswärtiges, Entwicklung und Inneres teilnehmen. Kirsch warf der Regierung vor, in der Afghanistan-Politik nicht entschlossen genug vorzugehen. "Man hat ein Ziel definiert, am Ende des Jahres mit der Reduzierung der deutschen Truppen zu beginnen. Und jetzt lässt man die Dinge laufen", sagte er. dpa

Washington. Verschwenderisch, kurzlebig, undurchsichtig: Der US-Kongress hat dem amerikanischen Aufbauprogramm für Afghanistan ein miserables Zeugnis ausgestellt. Die Regierung von Präsident Barack Obama erziele mit ihrer milliardenschweren Entwicklungshilfe für das Land am Hindukusch nur geringe Erfolge, die sich nach dem geplanten Abzug der US-Truppen bis 2014 sogar wieder in Luft auflösen könnten, heißt es in einer gestern vom Senat in Washington veröffentlichten Studie.

Der Bericht des Auswärtigen Ausschusses empfiehlt Obama dringend, das Konzept zum "Nation Building" vor dem Ende des Militäreinsatzes grundlegend zu überdenken. Das Geld verhelfe Afghanistan zwar zu Fortschritten etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich. So würden sieben Mal so viele Kinder eine Schule besuchen wie früher. Allerdings befördere der ungenügend kontrollierte Finanzstrom in das Kriegsgebiet auch Korruption.

Dem Bericht zufolge geben die USA mehr für Entwicklungshilfe in Afghanistan aus als in jedem anderen Land. Derzeit würden jeden Monat 320 Millionen Dollar (219 Millionen Euro) fließen. dpa

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