„Auch Klinikschließungen sind kein Tabu“

Die Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Doris Pfeiffer, hat spürbaren Beitragssenkung eine Absage erteilt. Unter anderem darüber sprach SZ-Korrespondent Stefan Vetter mit der GKV-Chefin.

Die Krankenkassen haben im ersten Quartal des Jahres ein Minus in dreistelliger Millionenhöhe eingefahren. Was steckt dahinter?

Pfeiffer: Es hat sich schon länger abgezeichnet, dass die Ausgaben vieler Kassen stärker zulegen als die Einnahmen. Das liegt zum Teil an der gesetzlichen Senkung des Medikamentenrabatts, aber auch an den Honorarsteigerungen für Ärzte und Mehrkosten bei den Kliniken . Deshalb ist für 2014 insgesamt ein Kassendefizit von bis zu 1,5 Milliarden Euro realistisch.

Was heißt das für den Beitragssatz?

Pfeiffer: Ab 2015 können die Kassen ihren Beitragssatz wieder stärker selbst bestimmen. Ich gehe davon aus, dass es im kommenden Jahr in etwa beim jetzigen Beitragsniveau von insgesamt 15,5 Prozent bleibt. Denn durch die gesetzliche Absenkung des allgemeinen Beitragssatzes werden alle Kassen einen Zusatzbeitrag erheben müssen.

Ein Drittel der Kassenausgaben fließt in den Krankenhaus-Sektor. Lässt sich hier sparen, ohne die Patienten zu benachteiligen?

Pfeiffer: Wir haben zum Teil deutliche Überkapazitäten in der stationären Versorgung. Viele Krankenhäuser sind nicht ausgelastet. Insbesondere kleinere Einrichtungen leiden unter Finanzierungsproblemen. Deshalb sind auch Klinikschließungen kein Tabu. Vor allem in Ballungsräumen ist eine Reduzierung der Bettenkapazitäten möglich, ohne die ortsnahe Behandlung der Patienten zu gefährden.

Die Auslastungsquote der deutschen Kliniken liegt im Schnitt bei etwa 70 Prozent. Heißt das im Umkehrschluss, nahezu jede dritte könnte verschwinden?

Pfeiffer: Das lässt sich sicher nicht eins zu eins übertragen. Vor allem in ländlichen Regionen müssen Kliniken weiter existieren können. Aber ich bleibe dabei, eine Reduzierung der Klinikkapazitäten ist vernünftig und machbar.

Das ganze Interview findet sich im Netz unter: www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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