Volksnah, aber nie volkstümelnd

München. Ihre Auftritte in der Sat.1-Krimiserie "Der Bulle von Tölz" waren oft kurz, aber prägnant. "Egal, was sie spielt, die füllt jede Szene aus", beschrieb der frühere "Bulle"-Regisseur Walter Bannert die Münchner Schauspielerin einmal

 Sie liebte die Satire - Ruth Drexel. Foto: Thomas & Thomas

Sie liebte die Satire - Ruth Drexel. Foto: Thomas & Thomas

München. Ihre Auftritte in der Sat.1-Krimiserie "Der Bulle von Tölz" waren oft kurz, aber prägnant. "Egal, was sie spielt, die füllt jede Szene aus", beschrieb der frühere "Bulle"-Regisseur Walter Bannert die Münchner Schauspielerin einmal. Gestern wurde bekannt, dass die 78-Jährige bereits am vergangenen Donnerstag verstorben ist, teilte ihre Agentin Susanne Schulz gestern mit. Drexel wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.

Bereits 2007 hatte die gebürtige Niederbayerin wegen einer schweren Krankheit eine längere Drehpause einlegen müssen. Worunter Drexel damals litt, wurde nicht bekanntgegeben. Mehrere "Bullen"-Folgen musste sie aussetzen. Bei der Ausstrahlung der Folgen ohne die beliebte Schauspielerin wurde klar, welche Bedeutung sie für die Serie hatte - die Einschaltquoten gingen zurück. "Otti Fischer fehlt die Mama", räumte der damalige Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti bei ihrer Rückkehr ein.

Die in Vilshofen bei Passau geborene Mimin war zuvor jahrzehntelang im In- und Ausland in Theaterklassikern wie der "Dreigroschenoper" oder modernen Stücken wie "Jagdszenen in Niederbayern" zu sehen. Seit Ende der 70er Jahre war sie auch als Regisseurin tätig. Als erste Frau inszenierte sie 1981 am renommierten Bayerischen Staatsschauspiel.

1988 stieg sie zur Intendantin und Geschäftsführerin des Münchner Volkstheaters auf. Drexel etablierte das fünf Jahre zuvor gegründete Haus im Kulturleben der bayerischen Landeshauptstadt, obwohl das Theater nur vergleichsweise niedrige Subventionen erhielt. "Ihr Volkstheater war durchaus dem Volke nah, aber niemals volkstümelnd", lobte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Bis 2002 stand Drexel mit einer kurzen Unterbrechung selbst an der Spitze der städtischen Bühne.

Drexels Schauspielerkarriere begann 1953 mit einem Engagement an den Münchner Kammerspielen, ein Jahr war sie Teil des Berliner Ensembles von Berthold Brecht. Mit ihren Rollen im "Tatort" oder Helmut Dietls "Münchner G'schichten" wurde sie bekannt.

Die Serie des "Tölzer Bullen" schätzte Drexel, weil nichts Rührendes oder gar Sentimentales darin zu finden sei, "dafür viel Witz und Humor". Die Theaterfrau sah in den Folgen mit dem typischen oberbayerischen Lokalkolorit eine Satire auf das Genre Heimatfilm und TV-Krimis. Wenn sie auf der Straße allerdings mit "Resi Berghammer" verwechselt wurde, konnte Drexel schon mal grantig werden. Dem Publikum gefiel es trotzdem, 1999 erhielt die vielfach prämierte Schauspielerin für die Rolle der schrulligen Polizistenmutter den Deutschen Fernsehpreis als beste Seriendarstellerin.

Hintergrund

 Sie liebte die Satire - Ruth Drexel. Foto: Thomas & Thomas

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Nach dem Tod von Ruth Drexel wird der TV-Sender Sat.1 die beliebte Krimiserie "Der Bulle von Tölz" voraussichtlich einstellen. Die Serie sei ohne die Figur der Resi Berghammer schwer vorstellbar, sagte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt. "Ich gehe davon aus, dass wir nicht weiterdrehen." dpa

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