Facebook-Partys bereiten Frankreich Sorgen

Paris. Nach dem Tod eines 21-jährigen Mannes im westfranzösischen Nantes ist in Frankreich eine heftige Debatte über die so genannten "Apéros géants" ("Massenumtrünke") entbrannt. Die über das Internetnetzwerk Facebook organisierten Treffen erfreuen sich bei jungen Franzosen einer wachsenden Beliebtheit

Paris. Nach dem Tod eines 21-jährigen Mannes im westfranzösischen Nantes ist in Frankreich eine heftige Debatte über die so genannten "Apéros géants" ("Massenumtrünke") entbrannt. Die über das Internetnetzwerk Facebook organisierten Treffen erfreuen sich bei jungen Franzosen einer wachsenden Beliebtheit. Doch immer häufiger laufen die Partys mit mehreren tausend Teilnehmern aus dem Ruder. Noch lehnt die Regierung ein Verbot ab. Doch Innenminister Brice Hortefeux berief für nächste Woche ein Treffen ein, um über notwendige Maßnahmen zu beraten. Der in Nantes in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ums Leben gekommene junge Mann hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft 2,4 Promille Alkohol im Blut. Freunde von ihm berichteten, er habe zehn bis 15 Gläser stark alkoholischer Getränke konsumiert. Er war nachts auf dem Nachhauseweg von einer fünf Meter hohen Brücke gestürzt und hatte sich dabei schwere Kopfverletzungen zugezogen, an denen er später starb. Das seien keine Partys, sondern jämmerliche Veranstaltungen, bei denen es Jugendlichen lediglich darum gehe, sich zu betrinken, schimpft der sozialistische Bürgermeister von Nantes, Jean-Marc Ayrault. Nachdem der erste Apéro géant letztes Jahr von Facebook-Nutzern in Nantes organsiert worden war, wurde die Idee schnell von Jugendlichen in anderen französischen Städten nachgeahmt. Mittlerweile locken die Partys bis zu 11 000 Teilnehmer an, von denen regelmäßig einige mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Einige Präfekte versuchen nun, der Massenumtrunk-Mode mit Verboten beizukommen. Oft allerdings vergeblich: So war ein für Mittwochabend im südfranzösischen Montpellier einberufener Apéro offiziell verboten worden, doch es fanden sich trotzdem 10 000 Teilnehmer ein. In Nantes wurde für die Innenstadt von Mittwochabend 18 Uhr bis Donnerstagmorgen ein Verkaufsverbot für Alkohol verhängt. Nach Angaben der Polizei war es allerdings angesichts der Menschenmassen nicht durchsetzbar. Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë versucht nun alles, um einen für den 23. Mai auf dem Marsfeld beim Eiffelturm einberufenen Massenumtrunk zu verhindern. Die Veranstalter hatten eigentlich auf 50 000 Teilnehmer gehofft, haben nunjedoch ihre ursprüngliche Facebook-Seite gelöscht. Die Polizei von Paris hat nun selber eine Seite in dem Internetnetzwerk eingerichtet, auf der sie vor den Gefahren der geplanten Party warnt. Internet-Staatssekretärin Nathalie Kosciusko-Morizet sprach sich zwar gegen ein generelles Verbot der Massenumtrünke aus, apellierte aber an die Organisatoren, die von der Polizei geforderten Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. Diese seien nicht dazu da, um sie zu ärgern, sondern um sie zu schützen.

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