"Eine grauenvoll sinnlose Tat"

Oldenburg. Fassungslosigkeit und Mitgefühl - beides schwingt mit, als der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann das Urteil zum tödlichen Holzklotzwurf von Oldenburg begründet. Lebenslange Haft wegen Mordes an der Beifahrerin Olga K. verhängt das Landgericht am Mittwoch gegen Nikolai H., der sich einer "grauenvoll sinnlosen Tat" schuldig gemacht habe

Oldenburg. Fassungslosigkeit und Mitgefühl - beides schwingt mit, als der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann das Urteil zum tödlichen Holzklotzwurf von Oldenburg begründet. Lebenslange Haft wegen Mordes an der Beifahrerin Olga K. verhängt das Landgericht am Mittwoch gegen Nikolai H., der sich einer "grauenvoll sinnlosen Tat" schuldig gemacht habe. "Diese stumpfe Wut, diese Zerstörungswut erschreckt einen einfach", sagt Bührmann. Zugleich versucht er dem Witwer Zuspruch zu schenken: Mit seinem besonnenen Abbremsen nach dem Einschlagen des Holzklotzes habe er das Leben der gemeinsamen zwei Kinder auf der Rückbank gerettet - "das müssen Sie sich immer klarmachen".

Es ist das Ende eines gut sechsmonatigen Gerichtsprozesses, dessen Dreh- und Angelpunkt das von Nikolai H. zunächst abgegebene und später widerrufene Geständnis war. Nach der Tat vom Ostersonntagabend 2008 hatte sich der damals 30-Jährige zunächst als angeblicher Zeuge bei der Polizei gemeldet. Einige Wochen später gestand er in einer polizeilichen Vernehmung und auch vor dem Haftrichter die Tat. Ungeachtet des späteren Widerrufs befand ein Gutachter in dem Prozess das Geständnis für glaubwürdig.

Nach Überzeugung des Gerichts begann jener Märztag des vergangenen Jahres für den Angeklagten so "wie viele andere auch". Der drogensüchtige H. habe sich seine morgendliche Spritze gesetzt. Für die abendliche Dosis habe er im weiteren Verlauf des Tages vergeblich versucht, sich Heroin zu besorgen, worüber er "zunehmend in Verärgerung" geraten sei. Schließlich habe er einen Holzklotz von seinem Grundstück zur nahegelegenen Autobahnbrücke transportiert, auf ein nahendes Auto fallen lassen und dabei "billigend in Kauf genommen, dass jemand umkommt".

Allerdings sei H. auch nicht das nach der Tat von manchen Medien vermutete "Monster" oder ein "Holzklotz-Killer" oder "Brückenteufel", sagt Bührmann. Solche Begriffe seien fehl am Platz. Vielmehr hätten die Ermittler nach einem Menschen gesucht, und "auch Herr H. ist ein Mensch". So habe er - damals noch als vermeintlicher Zeuge - in einem Fernsehinterview Anteilnahme mit dem Opfer gezeigt. Und Anteilnahme sei es auch gewesen, "die ihn dazu bewogen hat, in einem Moment Verantwortung für die Tat zu übernehmen".

Kritisch äußert sich Bührmann auch zur Strategie der Verteidigung, die "Nebelkerzen gesetzt" und damit das Verfahren in die Länge gezogen habe. Trotz erwiesen guter Sprachkenntnisse ihres Mandanten hätten die Verteidiger wiederholt nach Dolmetschern und Übersetzern verlangt.

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