Knut wird zum Zankapfel

Berlin. Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo ist an diesem Dienstag Chefsache. Peter Drüwa, Tierparkdirektor aus Neumünster, trägt beim Prozess am Berliner Landgericht denn auch Krawatte - mit Eisbären, die sich in die Höhe recken

Berlin. Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo ist an diesem Dienstag Chefsache. Peter Drüwa, Tierparkdirektor aus Neumünster, trägt beim Prozess am Berliner Landgericht denn auch Krawatte - mit Eisbären, die sich in die Höhe recken. Der Zoologe aus Schleswig-Holstein will mit seiner Klage erreichen, dass der Berliner Zoo offenlegen muss, wie viele Millionen an Einnahmen Publikumsliebling Knut in die Kassen gespült hat - dann will Neumünster als Knut-Eigentümer Anteile fordern. Berlins Zoochef Bernhard Blaszkiewitz mit legerem Hemd liest dagegen demonstrativ desinteressiert in einer Zeitschrift, als der Prozess unterbrochen und hinter verschlossenen Türen um einen Vergleich der seit Monaten streitenden Zoos gerungen wird.

Doch der Gütevorschlag von Richter Philip Hegermann scheitert. "Wenn Berlin einen so berühmten Bären hat, dann kann er es sich doch auch mal was kosten lassen, den Bären für Berlin zu sichern", appelliert er vergeblich an den Zoo. Knut gehört laut Vertrag Neumünster, sein Erzeuger Lars war in die Hauptstadt ausgeliehen worden. Für den Kauf von Knut schlägt Hegermann einen Preis von 700 000 Euro vor. Zoo-Anwalt Joachim Gabler lehnt brüsk ab. "Hier gibt es, pardon, keine Zockerei." Als "Zuwendungsempfänger" von öffentlichen Fördergeldern habe man eine besondere Verantwortung. Maximal 350 000 Euro und keinen Cent mehr würde Berlin sich seinen Publikumsmagneten kosten lassen.

Das ist Neumünster zu wenig, die Stadt braucht das Geld dringend für Renovierungen. Die letzte Forderung gestern: 500 000 Euro. Nach Schätzungen soll Knut rund sechs Millionen Euro "verdient" haben, auf Shirts, Kaffeetassen und als Kino-Star. Mehr als sieben Millionen Tierfreunde aus aller Welt statteten Knut seit seinem ersten Auftritt vor hunderten Filmkameras am 23. März 2007 einen Besuch ab. Den Eisbären will der Tierpark in Schleswig-Holstein gar nicht, dafür sei kein Platz in dem kleinen Tiergarten, ist zu hören. Trotzdem droht Anwalt Arne Graßmay den Berliner Zooleuten, die Knut behalten wollen, schon mal indirekt an, Knut notfalls aus der Hauptstadt abzuziehen. Zoo-Anwalt Gabler kontert: Berlin habe aus Knut erst eine Marke gemacht. Bis zum 13. Juli müssen die Streitparteien dem Gericht mitteilen, ob sie sich geeinigt haben. Klappt das nicht, will das Gericht am 1. September ein Urteil verkünden. Richter Hegermann macht keinen Hehl daraus, dass die Klage aus Neumünster wenig Erfolgsaussichten hat. Berlin habe sich die Rechte an der Marke Knut gesichert und damit die wirtschaftliche Nutzung.

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