Ein kaiserliches Begräbnis

Wien. Es ist ein Bild aus vergangener Zeit. Fahnenabordnungen und militärische Gruppen ziehen in historischer Uniform unter Trommelmarsch durch die Wiener Innenstadt zum Stephansdom. Säbel und Speere halten sie in ihren Händen. Der historische Aufzug ist eine Hommage an Otto von Habsburg (Foto: dpa) und die Kaiserzeit des Adelsgeschlechts

Wien. Es ist ein Bild aus vergangener Zeit. Fahnenabordnungen und militärische Gruppen ziehen in historischer Uniform unter Trommelmarsch durch die Wiener Innenstadt zum Stephansdom. Säbel und Speere halten sie in ihren Händen. Der historische Aufzug ist eine Hommage an Otto von Habsburg (Foto: dpa) und die Kaiserzeit des Adelsgeschlechts. Zur Trauerfeier und Beisetzung des ältesten Sohnes des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn sind Tausende gekommen.Die Männer der Schützenkompanie Osttirol warten geduldig vor dem Seiteneingang des Doms. Rund 1300 Trauergäste strömen hinein, um an dem Requiem für Habsburg teilzunehmen. "Wir wollen ihm die letzte Ehre erweisen", sagt ein älterer Mann mit zahlreichen Orden an seiner Jacke. "Damit erinnern wir auch an eine über Jahrhunderte lange Geschichte des Landes." Auf dem Stephansdom sieht man derweil auf einer großen Videoleinwand Habsburg in einem Interview aus jüngerer Zeit. Schließlich schwenkt das Bild um und überträgt den Beginn der Totenmesse.

In der ersten Reihe im Dom sitzt das schwedische Königspaar zwischen dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer mit seiner Frau und Fürst Adam von Liechtenstein und Fürstin Marie. Auf der anderen Seite des Kirchenschiffes hat die Familie Habsburg Platz genommen. Viele Frauen tragen schwarze Spitzentücher auf ihren Häuptern.

Kardinal Christoph Schönborn hebt Habsburgs Lebensleistung hervor, durch die viele angeregt würden, über ihr eigenes Leben nachzudenken. Er habe die Fähigkeit besessen, sich ohne Scheu auf Neues einzustellen und gleichzeitig den Mut gehabt, entschieden an dem festzuhalten, was er als sein Erbe ansah. Habsburg, der am 4. Juli im oberbayerischen Pöcking im Alter von 98 Jahren gestorben war, sei ein Mensch ohne Standesdünkel gewesen. "In Sachen Umgang mit der Geschichte dürfen wir in Österreich von ihm lernen", sagt Schönborn. Kurz darauf stellen sich alle sieben Kinder des ehemaligen CSU-Abgeordneten im Europäischen Parlament und Ehrenpräsident der Paneuropa-Union neben den Altar auf und sprechen Fürbitten. Habsburgs Sohn Georg berichtet von seinem Vater als einem "Freund und Förderer der Familie", Tochter Andrea unterstreicht sein Bestreben um die Verständigung der Völker.

Als der Sarg aus der Dompforte getragen wird, setzt sich ein langer Trauerzug durch die Wiener Innenstadt in Gang. Insignientrupp, Ehrenkompanie, Gardemusik, Studentenverbindungen und militärische Traditionsverbände mischen sich unter den Klerus und die Trauergäste. "Habsburg war ein unvergleichlicher Mann", sagt eine Frau Anfang vierzig. "Er war ein Mahner für Europa."

Am Zielpunkt des Trauerzugs, der Kapuzinerkirche, wartet ein Mann mit einem mit Ornamenten verzierten Buch vor der schweren Eisentür. Er ist ein enger Vertrauter der Familie. Als der Sarg eintrifft, klopft er mit einem Stab gegen die Tür und spricht die "Anklopf-Zeremonie". Symbolisch will er Habsburg damit Einlass in die Kapuzinergruft verschaffen, der traditionellen Grablege der Habsburger. Als sich die Tür öffnet, folgen die engsten Familienangehörigen dem Sarg. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Regina soll Habsburg dort seine letzte Ruhe finden.

Am Rande

Die Urne mit dem Herzen Otto von Habsburgs ist gestern Abend im Rahmen einer ökumenischen Vesper in der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma beigesetzt worden. Zuvor fand am Nachmittag in Budapest das fünfte Requiem für den Sohn des letzten österreichischen Kaisers und ungarischen Königs statt. Im Vergleich zu den Trauerzeremonien in Bayern und in Österreich fielen die ungarischen Feiern familiärer aus. Bereits am Samstagabend war in Kroatien ein Requiem gefeiert worden. kna

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