Der Papst rollt auf einem neuen Podest

Mutters/Rom. Zu Ostern hat der Papst ein neues Papamobil bekommen: recycelbar, aus regionaler Fertigung und 100 Prozent CO2-frei. Zwei seiner Leibwachen, die ohnehin nebenherlaufen, sorgen für den Antrieb. Premiere hat der Wagen bei den Osterfeiern im Vatikan. Er soll dem fast 85-jährigen Kirchenoberhaupt die Wege im Petersdom verkürzen

 In den vergangenen Tagen war Papst Benedikt XVI. noch auf der alten fahrbaren Plattform zu sehen. Sie wird jetzt durch eine neue ersetzt. Foto: dpa

In den vergangenen Tagen war Papst Benedikt XVI. noch auf der alten fahrbaren Plattform zu sehen. Sie wird jetzt durch eine neue ersetzt. Foto: dpa

Mutters/Rom. Zu Ostern hat der Papst ein neues Papamobil bekommen: recycelbar, aus regionaler Fertigung und 100 Prozent CO2-frei. Zwei seiner Leibwachen, die ohnehin nebenherlaufen, sorgen für den Antrieb. Premiere hat der Wagen bei den Osterfeiern im Vatikan. Er soll dem fast 85-jährigen Kirchenoberhaupt die Wege im Petersdom verkürzen.Gefertigt haben das Gefährt der Tiroler Tischlermeister Adi Handl junior, Vater Adolf und ein Geselle. Das Familienunternehmen in Mutters bei Innsbruck in Tirol hat unter anderem einen Barockaltar-Massivbau für das Stubaier Dorf Telfes gebaut und damit bereits beste kirchliche Referenzen. Adi Handl pflegt nach eigenen Angaben gute Beziehungen zu katholischen Orden seiner Heimat. Über diese Schiene kam auch der Auftrag vom Heiligen Stuhl. Von wem genau im päpstlichen Umfeld die Initiative ausging, darüber schweigt der Schreiner. Jedenfalls klingelte vor einigen Wochen das Telefon in Mutters, und Handl hatte einen Job vom Stellvertreter Christi.

Kirchenleitung und Konstrukteur legen Wert darauf, dass es sich nicht um eine Gehhilfe handelt, sondern um ein Rollpodest. Das klingt nicht nur freundlicher, sondern verweist auch auf den offiziellen Zweck: Es soll den Papst, der aus liturgischen Gründen oft mehrere Kilogramm Brokatstoff trägt, auf den langen Wegen durch den Petersdom entlasten.

Erstmals Mitte Oktober bediente sich Benedikt XVI. einer fahrbaren Plattform. Es war jene, die schon sein Vorgänger Johannes Paul II. benutzt hatte. Das ließ manche Kommentatoren an ein nahes Ende des Pontifikats denken. Das neue Modell, erläutert Tischler Handl, ist "kleiner, besser händelbar, leichter zum Runtersteigen". Bei der technischen Umsetzung hatten die Meister aus Tirol weithin freie Hand. Die Konstruktion ruht auf einem soliden Stahlunterbau, das Podest selbst und die zwei rückwärtigen Trittstufen sind aus heimischer Birke gezimmert. Als Halt dient ein dreiseitig umlaufendes, von sechs schlanken Stützen getragenes Geländer aus vergoldeter Bronze. Podium und Handlauf sind mit dunkelrotem Samt bespannt.

Mit gut 350 Kilogramm wiegt der Zeremonialwagen fast halb so viel wie ein Smart. "Stabil, sicher und mit einer gewissen Schwere", lauteten die römischen Vorgaben. Das hohe Gewicht bewirkt, dass das Podest ruhig rollt, fast gleitet. Schließlich muss der Papst sicher stehen und mit einer Hand noch segnen können.

Fahrproben erfolgten in der Handlschen Werkstatt. Im Vatikan nahm die Schweizergarde die abschließende Sicherheitsprüfung vor. Zum Auslieferungstermin eine Woche vor den Feiertagen ist Handl nach Rom gereist. Ob Benedikt XVI. sich noch persönlich für das schöne Rollpodest bedanken will oder dem Tischlermeister wenigstens am Rand einer Generalaudienz die Hand drücken würde, davon hat Handl "keine Ahnung". Zur Jungfernfahrt im Petersdom hat man ihn jedenfalls nicht eingeladen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort