Könnte Lena noch leben?

Hannover/Emden. Die Pannenserie im Mordfall Lena hat nun strafrechtliche Ermittlungen gegen mehrere Polizisten zur Folge. Die Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt gegen zwei Beamte der dortigen Polizeiinspektion wegen des Anfangsverdachts der Strafvereitelung im Amt, teilte die Justizbehörde am Mittwoch mit. Zudem läuft ein Disziplinarverfahren gegen mehrere Polizeibeamte

Blumen, Kerzen und Plüschtiere wurden am Fundort von Lena niedergelegt. Foto: dpa

Hannover/Emden. Die Pannenserie im Mordfall Lena hat nun strafrechtliche Ermittlungen gegen mehrere Polizisten zur Folge. Die Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt gegen zwei Beamte der dortigen Polizeiinspektion wegen des Anfangsverdachts der Strafvereitelung im Amt, teilte die Justizbehörde am Mittwoch mit. Zudem läuft ein Disziplinarverfahren gegen mehrere Polizeibeamte. Dabei soll geklärt werden, warum der Tatverdächtige nicht rechtzeitig intensiver überprüft wurde. Denn nicht nur in Emden stellen sich viele Menschen die Frage, ob der Mord an der elfjährigen Lena hätte verhindert werden können.Der 18-Jährige hatte sich bereits im November bei der Polizei Emden nach einer zweimonatigen Behandlung in der Psychiatrie in Begleitung eines Psychologen als Pädophiler angezeigt. Neben dem Besitz von Kinderpornos gab er zu, ein Jahr zuvor Zuhause ein siebenjähriges Mädchen ausgezogen und fotografiert zu haben. Die Mutter hatte ihn dabei ertappt und das Jugendamt informiert.

Eine richterlich angeordnete Hausdurchsuchung wurde von den Beamten allerdings nicht umgesetzt. Nun müssten die Art der Aktenbearbeitung und die exakten Zeitabläufe geklärt werden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) räumte am Mittwoch schwere Fehler der Beamten ein. In der Polizeiinspektion Aurich habe es offensichtlich Versäumnisse und eine schleppende Sachbearbeitung gegeben. "Das ist etwas, was mich auch persönlich sehr berührt", sagte der CDU-Politiker. Es seien nicht nachvollziehbare Fehler passiert. So wurde die Selbstanzeige wegen sexuellen Missbrauchs von der Polizei lediglich dem Verfahren wegen Kinderpornografie untergeordnet, obwohl der Missbrauch das schwerere Vergehen ist. Der junge Mann hätte einen Fingerabdruck abgeben und fotografiert werden müssen, so Schünemann. Vor allem hätte man, wie bei Sexualdelikten üblich, eine Speichelprobe nehmen müssen. "Bei sexuellem Missbrauch ist es eigentlich Standard, erkennungsdienstliche Maßnahmen durchzuführen."

Die Fehler wiegen umso schwerer, weil nur einen Tag nach der Selbstanzeige eine Joggerin knapp einer Vergewaltigung in den Emder Wallanlagen entkam. Die Polizei ordnete die Tat nach der Aufklärung des Mordes an Lena mit Hilfe einer DNA-Untersuchung dem 18-Jährigen zu.

Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, sagte in den ARD-Tagesthemen, dass die Polizei den mutmaßlichen späteren Mörder der Elfjährigen nicht aus dem Blick hätte verlieren dürfen. "Im Interesse des Opferschutzes kann man so jemanden nicht einfach wieder gehen lassen." Innenminister Schünemann betonte: "Die Mordkommission in Emden hat professionell gearbeitet und nichts mit diesen Versäumnissen zu tun."

Der 18-Jährige aus Aurich hatte am Wochenende gestanden, Lena in einem Parkhaus in Emden getötet zu haben. Das Mädchen war am 24. März tot aufgefunden worden. Nach Medienberichten soll die Elfjähirge erstochen worden sein, vermutlich zur Verdeckung eines vorangegangenen Sexualverbrechens. "Das ist etwas, was mich auch persönlich sehr berührt."

Niedersachsens Innenminister

Uwe Schünemann

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