Der lange Fall zur Erde

Wien/Roswell. Er steigt aus der Kapsel, salutiert und stürzt sich vom Rand des Weltalls in die Tiefe. Felix Baumgartner schreibt am Sonntag mit seinem Rekordsprung aus rund 39 Kilometern Höhe Geschichte. Im dritten Anlauf: Zwei Mal hatte sein Team die Aktion in der vergangenen Woche abgeblasen, weil der Wind ungünstig wehte

Wien/Roswell. Er steigt aus der Kapsel, salutiert und stürzt sich vom Rand des Weltalls in die Tiefe. Felix Baumgartner schreibt am Sonntag mit seinem Rekordsprung aus rund 39 Kilometern Höhe Geschichte. Im dritten Anlauf: Zwei Mal hatte sein Team die Aktion in der vergangenen Woche abgeblasen, weil der Wind ungünstig wehte. "Es war um einiges schwieriger als wir angenommen haben", sagt Baumgartner in einer ersten Reaktion. Auch wenn er es selbst nicht direkt mitbekommen hat, dürfte der 43-jährige Österreicher allen Anzeichen nach als erster Mensch im freien Fall Schallgeschwindigkeit erreicht haben.Offiziell wird dies erst in den nächsten Tagen die Auswertung der Messergebnisse zeigen. Der Jubel des Teams in Roswell im US-Staat New Mexico über ihren modernen Helden war dennoch grenzenlos. Die Szenen erinnern an einen Hollywood-Film: Die Familie des Salzburgers fällt sich weinend in die Arme, als klar wird, dass Baumgartner den waghalsigen Sprung überlebt hat. In der Wüste umarmt dann seine aufgelöste Freundin den zurückgekehrten Helden im Raumanzug, sein Team applaudiert ihm stehend.

"Mir sind gerade 20 Tonnen Last von den Schultern gefallen", sagt Baumgartner. Denn die Szenen in der ersten Minute nach dem Absprung sind dramatisch. Bei einer Geschwindigkeit von über 1100 Kilometern pro Stunde kommt Baumgartner ins Trudeln. "Ein paar Sekunden habe ich geglaubt, ich verliere das Bewusstsein. Ich habe versucht auszugleichen, aber ich war immer eine halbe Sekunde zu spät dran", so Baumgartner. Weltweit halten Zuschauer den Atem an, doch er kann die lebensgefährliche Situation schließlich meistern und sich stabilisieren. Auch gibt es Probleme mit der Heizung des Visiers, Baumgartner behält aber die Nerven.

Schließlich zieht er etwas früher als geplant, nach 4 Minuten und 18 Sekunden, seinen Fallschirm. Deshalb bleibt der Rekord des längsten freien Falls ungebrochen bei Teammitglied und Mentor Joe Kittinger (84). "Das hat er verdient. Diesen Rekord sollten wir ihm lassen", sagt Baumgartner. Immerhin hat er zwei Weltrekorde sicher gebrochen: den höchsten bemannten Ballonflug und den höchsten Fallschirmsprung.

Es sind faszinierende Bilder, die live im Fernsehen und im Internet über Millionen Bildschirme flimmern: die Erde von oben, der Abenteurer im Astronautenanzug und schließlich der Sprung. Eine Ersatzhandlung für die Generation, die die Mondlandung noch nicht miterlebt hat, beschreibt ein Fernsehmoderator das Spektakel.

Langsam schwebt Baumgartner zurück auf die Erde, nachdem er den weiß-roten Fallschirm zieht. Nicht einmal zehn Minuten später ist der 43-Jährige wieder auf der Erde und geht jubelnd auf die Knie. Nur wenige Minuten danach gibt er schon seit erstes Interview, als wäre nichts geschehen.

"Wir werden deinen Traum und dein Ziel erreichen, Felix", hatte Joe Kittinger vor dem Start gesagt. Beim ersten Wiedersehen salutieren die beiden Männer und fallen sich in die Arme. Der Salzburger hat sich seinen Kindheitstraum verwirklicht. "Die ganze Welt sieht mir jetzt zu", hatte er kurz vor seinem Absprung gesagt.

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