Der Butler-Boom

Stade/London · Frack und weiße Handschuhe – der Beruf des Butlers wirkt für viele verstaubt. Dabei sind sie zurzeit gefragter denn je. An eigenen Schulen lernen sie das Dienen. Viele Butler kommen aus ganz anderen Berufen.

 Zur Übung erfüllt Butler-Schüler David Betker (rechts) die Wünsche seines Ausbilders Jörg Schmidt – natürlich stilecht in Frack und weißen Handschuhen. Foto: Ingo Wagner/dpa

Zur Übung erfüllt Butler-Schüler David Betker (rechts) die Wünsche seines Ausbilders Jörg Schmidt – natürlich stilecht in Frack und weißen Handschuhen. Foto: Ingo Wagner/dpa

Foto: Ingo Wagner/dpa

Er trägt weiße Handschuhe und ein Silbertablett in der linken Hand. Schon optisch ist klar, welchen Beruf David Betker hat, oder besser, welchen Beruf er erlernt: Butler. Der Wunsch, der für den 29-Jährigen im niedersächsischen Stade Wirklichkeit wurde, wirkt nur auf den ersten Blick wie aus der Zeit gefallen.

Viele werden den Beruf vor allem mit dem Schwarz-Weiß-Sketch "Dinner for One" aus dem Jahr 1963 in Verbindung bringen, in dem der britische Butler James "as every year" über den Tigerkopf stolpert. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Butler seien wieder gefragt wie lange nicht, sagte Grant Harrold von der Royal School for Butlers in der Nähe von London.

Diesen Trend beobachtet auch Robert Wennekes. Er ist Vorsitzender der International Butler Academy, die Butler auf der ganzen Welt ausbildet. "Der Bedarf ist überall angestiegen", sagt er. In Ländern wie Indien, Brasilien oder China sei die Nachfrage regelrecht explodiert. "Allein in China werden gerade mehr als 100 000 zusätzliche Butler gesucht. Das sind zehn Mal so viele wie vor zehn Jahren", sagt Wennekes. Auch in Deutschland steige der Bedarf.

Für David Betker scheinen Cut und Beruf maßgeschneidert. Wie er haben viele vor der Butlerausbildung in einem völlig anderen Job gearbeitet. Er war acht Jahre bei der Bundeswehr. Dann fiel ihm ein Zeitungsartikel über die Butler-Ausbildung in England in die Hände. Die Entscheidung war getroffen. Acht Wochen dauert David Betkers Schulung in der Berufsfachschule Edumondi in Stade. Die Butlerausbildung hat ihren Preis: 13 450 Euro. Da ist aber alles drin: Unterkunft, Verpflegung, Reisen, Kleidung, Dinnerabende. Alles, was ein Butler für den Dienst bei hohen Herrschaften wissen muss, steht auf dem über 640 Stunden umfassenden Curriculum von Ausbilder Jörg Schmidt. Der kennt das Metier. Fing als Hotelpage an, stieg zum Concierge auf und arbeitete in wohlhabenden Privathaushalten.

"Heute ist der Butler ein Allrounder, ein persönlicher Assistent. Der Mann für fast alles", sagt der 49-jährige Schmidt. Der Butler schafft ein gediegenes Ambiente, er faltet Servietten als Pyramide oder Bischofsmütze. Er rückt die Stühle leicht nach rechts ab, damit der Gast bequemer von links Platz nehmen kann.

Wer als Butler eine Anstellung im Privatdienst findet, sollte seinen Dienstherrn sehr gut kennen. "Manchmal besser als die Ehefrau. Man muss die Wünsche im Voraus erahnen", sagt Schmidt. "Aber immer ist wichtig, dass man auf Augenhöhe bleibt. Es geht nicht um ein Anbiedern." Flexibilität, Ehrlichkeit, Integrität - für Robert Wennekes das Kapital des Berufsstandes. Die Arbeitgeber seien schon mal Rockstars oder Royals. "Meistens aber einfach sehr reiche Menschen. Da ist Verschwiegenheit unerlässlich. Und den meisten ist ein loyaler Butler wichtiger als ein flotter Sportwagen", sagt Wennekes.

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