Obdachloser angezündet – Täter stellen sich

Berlin · Eine Gruppe junger Männer steht im Verdacht, in einer Berliner U-Bahnstation einen Obdachlosen angezündet zu haben. Der Mann blieb unverletzt. Der Vorwurf gegen die Festgenommenen wiegt schwer: versuchter Mord.

 Viele U-Bahnstationen werden videoüberwacht. Foto: dpa

Viele U-Bahnstationen werden videoüberwacht. Foto: dpa

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Die Tat hat in ganz Deutschland für Empörung gesorgt: In der Weihnachtsnacht hat in Berlin eine Gruppe junger Leute versucht, einen schlafenden Obdachlosen anzuzünden. Nur durch das beherzte Eingreifen von Passanten, die sofort die Flammen löschten, wurde der Mann nicht verletzt. Nun stehen die möglichen Täter vor dem Ermittlungsrichter. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft sind es sechs Syrer und ein Mann aus Libyen. Gegen alle hat die Berliner Staatsanwalt gestern Haftbefehl beantragt. Der Vorwurf wiegt schwer: gemeinschaftlicher versuchter Mord . Bleibt es dabei, drohen den jungen Männern in jedem Fall Gefängnisstrafen.

Die Tatverdächtigen sind nach Angaben der Ermittler zwischen 15 und 21 Jahre alt und sollen zwischen 2014 und 2016 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sein. Über den Aufenthaltsstatus der Verdächtigen machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Zwei Männer seien volljährig. Als Hauptverdächtiger gelte der 21-Jährige. Einige aus der Gruppe seien der Polizei bereits bekannt. Schwerwiegende Delikte sollen aber nicht darunter sein.

Wie die Entscheidung der Richter über die Haftbefehle ausfiel, war gestern bei Redaktionsschluss dieser Seite noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft kündigte eine schnelle Entscheidung an. Dass die möglichen Täter so rasch vor Gericht stehen, hat auch mit der öffentlichen Fahndung zu tun. Der Obdachlose hatte sich in der Nacht nach Heiligabend in einem Berliner U-Bahnhof zum Schlafen gelegt. Die Station ist videoüberwacht, die U-Bahnen sind es auch.

Nach der Tat veröffentlichte die Polizei am Montagnachmittag scharfe Fotos und ein Video aus der Tatnacht. Darauf war die Gruppe junger Leute in einer U-Bahn gut zu erkennen. Die jungen Männer waren nach dem Angriff auf den Obdachlosen gegen zwei Uhr nachts auch mit einer U-Bahn geflüchtet. Die öffentliche Fahndung mit Bildern hatte ein Richter angeordnet. Die Ermittler selbst kennen mehr Videos . Daraus soll unter anderem hervorgehen, dass der 21-Jährige der Haupttäter ist.

Bereits am Montagabend meldeten sich sechs Jugendliche und junge Männer bei verschiedenen Polizei-Dienststellen. Der siebte wurde gestern Morgen festgenommen. Alle wurden zunächst von einer Mordkommission vernommen, sagte eine Polizeisprecherin. Ihnen hätten Rechtsanwälte zur Seite gestanden. Im Laufe des Tages ging der Fall an die Staatsanwaltschaft.

Mitte Dezember hatte es in Berlin schon einmal Kritik gegeben. Viele beanstandeten, dass das Video einer anderen Gewalttat in der U-Bahn erst Wochen nach dem Geschehen öffentlich zu sehen war. Es zeigte, wie ein Mann eine junge Frau die Treppe einer U-Bahnstation heruntertritt. Sie brach sich einen Arm. Das Video wurde in sozialen Netzwerken tausendfach geteilt. Der mutmaßliche Täter wurde kurze Zeit später gefasst.

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