Norwegen schließt Pelzfarmen Dem Pelz geht es an den Kragen

Oslo/Moskau · Millionen Nerze und Füchse werden wegen ihres Fells gezüchtet. Norwegen will die Pelzfarmen im Land jetzt schließen.

 Damit ist bald Schluss: Auf 250 Höfen in Norwegen werden Nerze gezüchtet. Oft werden die Tiere, wie hier, in kleinen Käfigen gehalten.

Damit ist bald Schluss: Auf 250 Höfen in Norwegen werden Nerze gezüchtet. Oft werden die Tiere, wie hier, in kleinen Käfigen gehalten.

Foto: dpa/-

Pelz ist ein heikles Produkt. Denn hier prallen Welten aufeinander: Für manche Statussymbol und zur Schau getragener Luxus, für andere ein blutbeflecktes Zeichen von Tierquälerei. Immer mehr Länder in Europa verbieten die Pelzzucht – Deutschland allerdings ist so weit noch nicht. Die Pelztierzüchter sehen ihre Zukunft nun bedroht.

Gerade hat die neue norwegische Regierung angekündigt, bis 2025 alle Pelztierfarmen im Land zu schließen. Das ist bemerkenswert, denn Norwegen war nach Angaben der Regierung mit 20 000 Farmen einmal Weltmarktführer. Das ist zwar fast 80 Jahre her. Doch auch heute werden auf rund 250 Höfen Nerze, Rot- und Polarfüchse gezüchtet. Die werden für 20 bis 50 Millionen Euro im Jahr verkauft.

Tierschützer kämpfen seit Jahrzehnten gegen die Pelzproduktion. Organisationen wie Noah in Norwegen und Peta in Deutschland kritisieren unter anderem viel zu kleine Drahtkäfige, die die Tiere zu Selbstverstümmelung treiben. In Norwegen feiern sie nun: „Endlich wurden wir gehört“, freut sich Noah-Vorsitzende Siri Martinsen.

Pelztierzüchter dagegen fürchten um ihre Zukunft. „Mit einem Federstrich hast du mir die Lebensgrundlage genommen, Erna“, schrieb ein 27-Jähriger gerade an Regierungschefin Erna Solberg. Der Züchterverband kritisiert einen „großen Schritt in die falsche Richtung“. Seine Argumente: verlorene Arbeitsplätze, und dass die Tiere in den norwegischen Farmen viel besser lebten als in anderen Ländern. „Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Anteil an der Weltproduktion aufrecht erhalten“, heißt es beim Verband.

Tatsächlich ist Norwegens Marktanteil an der Welt-Pelzproduktion inzwischen klein. Weltweit wurden nach Angaben des internationalen Pelzverbands im Jahr 2016 rund 75 Millionen Nerzpelze im Wert von rund 1,97 Milliarden Euro produziert. Dazu kamen rund 15 Millionen Fuchspelze mit einem geschätzten Wert von 780 Millionen Euro. Etwa die Hälfte stammt aus China. In Europa ist Dänemark führend. Hier gibt es auch keine große Verbots-Diskussion, und 2016 wurden mehr als 17 Millionen Nerze gezüchtet, deren Felle für 635 Millionen Euro verkauft wurden. Die Regierung in Polen, Europas zweitgrößter Pelz-Produzent, will die Gesetz zum Tierschutz zumindest verschärfen. Tschechien dagegen hat entschieden: ab 2019 ist Pelztierzucht tabu.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums noch zwei Nerzfarmen, Tierschützer sprechen von drei Betrieben. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte 2015 angekündigt, sie zu schließen. Letztes Jahr wurde die Pelztierhaltung dann ohne Verbot neu geregelt. „Es werden gesetzliche Mindestanforderungen an die Haltung von Pelztieren vorgeschrieben und eine Erlaubnispflicht für die gewerbsmäßige Pelztierhaltung eingeführt“, erklärt eine Ministeriumssprecherin.

Peta-Fachreferent Frank Schmidt kritisiert: „Das Enttäuschende ist, dass andere Länder viel schneller sind“, sagt er. In Norwegen kam der Beschluss durch Koalitionsverhandlungen zustande. Der europäische Pelzverband spricht von einem „politischen Kuhhandel“.

Tierschützer hoffen, dass ein Pelzfarm-Verbot in Europa die Preise auf dem Weltmarkt so in die Höhe treibt, dass sich die meisten keinen Pelz mehr leisten können. In China sei der Markt fast gesättigt, sagt Mark Oaten, Chef des Pelzverbands. In Russland dagegen ist die Liebe zum Pelz ungebrochen. Zwischen August 2016 und Juli 2017 gaben die Russen für warme Mäntel oder Mützen knapp 820 Millionen Euro aus.

Experten befürchten nun, dass durch die Verbote in Europa in Russland mehr illegal gezüchtet werden könnte. Seit einiger Zeit werden Pelze bereits gekennzeichnet, die auf legale Weise in die Geschäfte kommen.

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