Kulturpolitik CSU will Demo-Verbot für Theater

München · Münchner Kammerspiele und Volkstheater rufen für Sonntag zu Protestkundgebung auf.

(dpa) Die Münchner Stadtrats-CSU will den Kammerspielen und dem Volkstheater verbieten, gegen die Christsozialen zu demonstrieren. Die beiden Theater hätten die Neutralitätspflicht für städtische Einrichtungen verletzt, sagte der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) gestern. In einem Antrag forderte die Fraktion Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu „dienstaufsichtsrechtlichen Maßnahmen“ gegen die von der Stadt finanzierten Theater auf. „Öffentliche Institutionen sind aus gutem Grund dazu angehalten, sich politisch neutral zu verhalten“, meinte Schmid.

 Die Kammerspiele und das Volkstheater mit ihren Intendanten Matthias Lilienthal und Christian Stückl haben – gemeinsam mit rund 130 anderen Organisationen – für kommenden Sonntag zu der Demonstration „Ausgehetzt“ aufgerufen, die sich auch gegen die Flüchtlingspolitik der CSU richtet und ausdrücklich das Verhalten von Bundesinnenminister und Parteichef Horst Seehofer, Ministerpräsident Markus Söder und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in Visier nimmt.

Das Münchner Residenztheater erklärte seine Solidarität mit den beiden Häusern. „Es kann nicht sein, dass den Kollegen ,dienstaufsichtsrechtliche Maßnahmen’ drohen, weil sie eine Demonstration unterstützen, die unter anderem die Werte unserer demokratischen Grundordnung stärken möchte“, schrieb „Resi“-Intendant Martin Kusej. Die Demo richte sich nicht pauschal gegen die CSU, „sondern gegen eine verantwortungslose Politik der Spaltung – gegen diesen dummen Wahlkampf-Populismus und die ideologische Verzerrung des Christlichen“.

Kammerspiele und Volkstheater wollen an ihren Demonstrationsplänen festhalten. „Ich habe das Gefühl, dass die CSU anfängt, einen rechtsnationalen Kurs zu fahren“, sagte Kammerspiel-Chef Mathias Lilienthal, der auf Betreiben der CSU-Fraktion seinen Intendanten-Posten 2020 räumen muss. „Ich habe die Nase voll. Bei mir ist der Geduldsfaden gerissen, als Seehofer sich über die Abschiebung von 69 Flüchtlingen an seinem Geburtstag gefreut hat.“

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