Studiokonzert in der Musikhochschule Beeindruckend leidenschaftliche Streicher-Virtuosen

Saarbrücken · Wer am Sonntag das 7. Kammerkonzert in der Hochschule für Musik versäumt hatte, musste auf ein musikalisches Highlight verzichten: das polnische Meccore-Streichquartett. Joseph Haydns op.20 Nr. 4 machte deutlich: Die vielfach preisgekrönten jungen Musiker sind nicht nur technisch perfekte Streicher, sondern auch sensible, leidenschaftliche Musikanten, die tief eindringen in musikalische Strukturen und sie eindrucksvoll zum Klingen bringen. Wie aus einem Guss wurde musiziert, intensiv, energisch und klangprächtig, was dem Reichtum an konträren Stimmungen zugute kam.

Das steigerte sich noch mit Krzysztof Pendereckis drittem Streichquartett, „Blätter eines nicht geschriebenen Tagebuchs“. Kaum einen Ruhepunkt gibt es in diesem bewegten, mit Versatzstücken aus einer vergangenen musikalischen Welt durchwobenen, einsätzigen Spätwerk. Aufgeregt-aggressiv, mit kraftvollen Gesten wird das Tonmaterial verarbeitet, variiert und vorangebracht bis zu einer lyrischen Schlussphase. Läutete das ostinate Cello-Pizzicato ausklingend die Totenglocke? Solch friedliche Endzeitstimmung entließ in die Pause, nach der mit dem ersten  Streichquartett von Edvard Grieg ins pralle nordisch-romantische Leben geführt wurde.

Eine Schaffenskrise wollte der Komponist bewältigen, sich durch die „großen Formen kämpfen“. Es wurde ein ausgedehnter Kampf, mit sinfonischem Gestus, vielfältigem Motiv-Material im typisch nordischen Grieg-Tonfall, dem man nur mit so leidenschaftlichem Impetus wie die Meccore-Musiker beikommen kann. Mag sein, dass das Spielen im Stehen zusätzliche Energien freisetzte für ein Quartettspiel, wie man es sich eindrucksvoller kaum vorstellen kann und das nicht zuletzt von den intelligent dosierten Kontrasten lebte. Deshalb Debussy als Zugabe: “doucement expressif“. Wunderbar.

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