Neuer Saarbrücker Musikclub Acht Bands an jedem Wochenende sind das Ziel

Saarbrücken · Am Wochenende eröffnete das Saarbrücker „Studio 30“ – Welche Möglichkeiten bietet die Musikstätte und welche Zukunft hat sie?

 Was in Edinburgh klappt, der Heimat von „Studio 30“- Mann David Lawrence, soll auch in Saarbrücken klappen: jedes Wochenende „eine volle Hütte“. Am Eröffnungswochenende spielte in dem neuen Club in der Mainzerstraße etwa „The Noiz“ (hier im Bild), eine sechsköpfigen Formation aus Quierschied.

Was in Edinburgh klappt, der Heimat von „Studio 30“- Mann David Lawrence, soll auch in Saarbrücken klappen: jedes Wochenende „eine volle Hütte“. Am Eröffnungswochenende spielte in dem neuen Club in der Mainzerstraße etwa „The Noiz“ (hier im Bild), eine sechsköpfigen Formation aus Quierschied.

Foto: Sebastian Dingler

Das Angebot an Livemusik und Auftrittsgelegenheiten in der Landeshauptstadt reicht nicht aus – dieser Meinung waren die Betreiber der am Wochenende neu eröffneten Saarbrücker Bühne „Studio 30“ in der Mainzer Straße. Oscar Braun und David Lawrence wollen mit dem Veranstaltungsort, der über zwei Bühnen verfügt, eine Lücke in der hiesigen Kulturlandschaft schließen. Vergangenen Freitagabend öffneten sich die Türen zum ersten Mal; den Auftakt gaben der saarländische Liedermacher Manuel Sattler und die ebenfalls hier ansässigen Bands The Noiz, Blingpoint und Come Together.

Sattler war mit seinen Mitstreitern René Müller am Bass und Gastsänger Micha B. Martin gekommen –  auch ohne Schlagzeug brachte das Trio das Publikum zum Mitsingen und -tanzen. Vor allem „Och, Annebell“, der Song über das wunderschöne, aber schlimm nordsaarländisch sprechende Mädchen („Mach dat lo no mo nommo“) kam bestens an, wie auch der Gastauftritt von Markus „Oku“ Okuesa, dem Frontmann der Reggaerockers – ein gelungener Auftakt. Ein Stockwerk tiefer ging es dann auf der zweiten Bühne weiter. Dort mussten die Gäste Eintritt bezahlen für The Noiz, eine sechsköpfigen Formation aus Quierschied, die gerade eine neue CD herausbrachte, künftig aber unter anderem Namen (und mit deutschen Texten) weitermachen will. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Superstar Ed Sheeran ist Sänger und Frontmann Etienne Kraffert nicht abzusprechen, nur hatte sein Vortrag wenig mit dem kommerziellen Pop des Briten zu tun. Anders, als der Bandname erwarten ließ – „noise“ (englisch: Geräusch) hätte auf harten Punkrock schließen lassen – setzte die Band aber auf Melodisches, gepaart mit Folk-Einflüssen vor allem von Geiger David Engel.

David Lawrence war mit dem Eröffnungswochenende hochzufrieden. Am ersten Tag seien 160 Besucher da gewesen, und auch die folgenden Tage, an denen unter anderem die belgische Dark Wave-Gruppe Parade Ground und die schwedisch-saarländische Sängerin Annika Jonsson auftraten, seien gut besucht gewesen, sagt er. „Man hat wirklich gemerkt, dass die Leute auf so etwas gewartet haben“, glaubt Lawrence. Besonders freute ihn die Rückmeldung einer Mittvierzigern, die meinte, es gebe nun endlich wieder einen Ort zum Ausgehen für ihre Generation. Wobei der Großteil des Eröffnungspublikums allerdings deutlich jünger war.

Der gebürtige Schotte Lawrence betreibt mit Truetone Records ein Tonstudio, ist erster Vorsitzender des Musikbüros Saar und Mitglied im saarländischen PopRat. Steckt hinter dem „Studio 30“-Projekt also der PopRat? Nein, winkt Lawrence ab. Man teile nur dasselbe Ziel, etwas für die Popkultur im Saarland zu tun. Lawrence und Braun hoffen zwar auf finanzielle Unterstützung durch die öffentlichen Hand; derzeit ist da aber (noch) nichts zu erwarten. „Das ist aber nicht auszuschließen für kommende Events. Da sind ein paar Sachen dabei, bei denen man denken müsste, dass PopRat und Kultusministerium das unterstützen müssten“, meint Lawrence.

Das Konzept der neuen Musikstätte jedenfalls ist ambitioniert– jedes Wochenende ist das Studio 30 freitags und samstags geöffnet, an jedem Tag sollen vier Bands auftreten. Ganz abgesehen davon, dass das Studio 30 auch Bühne für Poetry Slams oder Lesungen sein und unter der Woche als Café dienen soll. „Viele haben gesagt, wo kriegt ihr die ganzen Musiker her? Aber Deutschland hat 80 Millionen Einwohner, da müssten doch einige Musiker dabei sein. Schottland hat nur fünf Millionen, und wir Schotten kriegen jeden Abend ganz Edinburgh voll“, rechnet Lawrence.

Unterstützung kommt von Thilo Ziegler, ebenfalls Mitglied des Pop­Rates und im Saarland Veranstalter von Festivals wie Rocco del Schlacko und Kopf des Festivals „Colors of Pop“: „Das ist ein super Projekt. Schön, dass Leute so etwas in Angriff nehmen“, meinte Ziegler gestern. Allerdings sei es schwierig, hier eine Livebühne in solcher Größe zu betreiben. Dennoch hofft Ziegler, dass sich das Studio 30 etablieren kann: „Alles, was passiert, ist super.“

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