In Tokio werden 2020 Roboter olympisch

Tokio · Ein bisschen hat Tokio dem Gastgeber bei der diesjährigen Abschlussfeier die Schau gestohlen. Die Präsentation der nächsten Olympia-Stadt war schräg und futuristisch, wie das von Japan zu erwarten war. Und im Vergleich zu den langen Reden der olympischen Funktionäre fiel der Überraschungsauftritt des japanischen Premiers Shinzo Abe ausgesprochen unterhaltsam aus. Er tauchte als "Super Mario" verkleidet aus der Versenkung auf, dazu ertönten Klänge des Videospiels.

Für Japan kommt Olympia zu einem wichtigen Zeitpunkt. Nach vielen schlechten Nachrichten von Dauerrezession, Überalterung und der Atomkatastrophe von Fukushima will das Land zeigen, dass es noch reichlich Energie hat und in die Zukunft schaut. Vor allem will es zeigen, dass es seinem Ruf gerecht wird, cool und modern zu sein. Entsprechend konsequent setzen die Organisatoren auf Technik. Das zeigte sich auch bei der Abschlussfeier in Rio. Die japanische Show-Einlage bestand aus dreidimensionalen Laserprojektionen und glitzernden Quadern, in denen Tänzer und Athleten Kunststücke machten, um daraus das Logo von Tokio 2020 zu formen. Neben "Super Mario" tauchten auch "Hello Kitty" und "Pac-Man" auf, ebenfalls Figuren der Popkultur mit Ursprung in Japan.

Im olympischen Dorf soll 2020 eine Truppe von menschenähnlichen Robotern Dienst tun. Die Eröffnungszeremonie will mit einem künstlichen Meteoritenschauer punkten, den eine Firma von einem Satelliten aus abfeuern könnte. Panasonic will zudem Übersetzungsgeräte liefern, die zwischen allen wichtigen Sprachen der Teilnehmer vermitteln können. Unnötig zu sagen, dass die Stadt bis dahin auch selbstfahrende Taxis anbieten will.

Die Spiele sollen zudem besonders umweltfreundlich sein: Alle Anlagen und Prozesse werden den Organisatoren zufolge möglichst Strom und Müll einsparen. Etwas Sorge bereitet den Japanern allerdings noch das Wetter. Ende Juli und Anfang August ist es in Japan heiß und schwül. Die Macher wollen daher möglichst viele Wettkämpfe in den Morgenstunden stattfinden lassen, auch wenn die Werbetreibenden damit Einschaltquote für Live-Übertragungen in die USA verlieren - die Sportler sollen Priorität vor der Rechtevermarktung bekommen.

Die Vorbereitungen sind allerdings längst noch nicht so weit gediehen, wie Abe das zum jetzigen Zeitpunkt gerne hätte. Nachdem die Regierung die ursprünglichen Pläne für das zentrale Stadion im vergangenen Jahr wegen zu hoher Kosten gekippt hat, beginnt der Bau nach neuen Entwürfen erst im Dezember. Um trotzdem bis zu den Testveranstaltungen 2019 fertig zu werden, ist ein straffer Projektplan nötig - und Geschwindigkeit kostet wiederum Geld. Das Budget hat sich bereits auf weit über zehn Milliarden Euro versechsfacht.

Weil Japan zum Perfektionismus neigt, dürfte die Sache noch teurer werden. Grüne Brühe im Schwimmbecken ist dafür aber unwahrscheinlich - das Land ist von der Qualität seines Wassers geradezu besessen. Sei es für heiße Vulkanbäder, den Geschmack von grünem Tee oder einfach fürs Haarewaschen: Wasser ist immer Gesprächsthema. Tokio hat einen weiteren klaren Vorteil vor Rio: die öffentliche Sicherheit. Japan hat eine der niedrigsten Verbrechensraten der Welt. Gute Voraussetzungen also, um sich von seiner besten Seite zu ziegen - und damit auch Fukushima ein Stück weit vergessen zu machen.

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