Bald noch schneller nach Paris

Saarbrücken/Metz. Großes Erstaunen schon auf dem Saarbrücker Hauptbahnhof: Zur deutsch-französischen Kundgebung in Metz bricht die saarländische Delegation nicht etwa mit dem ICE auf. Dabei geht es darum, für Fahrzeitverkürzungen im Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Frankfurt, Saarbrücken und Paris zu werben. Stattdessen fährt als Sonderzug ein Eurocity

Saarbrücken/Metz. Großes Erstaunen schon auf dem Saarbrücker Hauptbahnhof: Zur deutsch-französischen Kundgebung in Metz bricht die saarländische Delegation nicht etwa mit dem ICE auf. Dabei geht es darum, für Fahrzeitverkürzungen im Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Frankfurt, Saarbrücken und Paris zu werben. Stattdessen fährt als Sonderzug ein Eurocity. Die Bahn hat wegen Wartungsarbeiten zurzeit nicht genug ICE zur Verfügung. Pech!Die französischen Nachbarn sehen das locker. Sie machen aus der Fahrt nach Metz ein "Event". Am Forbacher Bahnhof spielen Musiker, Kinder schwenken Plakate mit dem ICE und der Aufschrift "Investir pour gagner du temps", zu deutsch: Investieren, um Zeit zu gewinnen.Genau um dieses Ziel zu erreichen, treten sowohl der saarländische Ministerpräsident Peter Müller, als auch sein Amtskollege Kurt Beck aus Rheinland-Pfalz inklusive zahlreicher Vertreter der Wirtschaft in Metz an. Im Ehrensaal des Hauptbahnhofs unterzeichnen sie mit dem Präsidenten des Generalrates des Departements Moselle, Philippe Leroy, die elf Punkte umfassende Erklärung von Baudrecourt. Es geht darum, Einigkeit zu demonstrieren. In der Großregion geht die Angst um, dass ab 2015 die Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-Straßburg-Stuttgart-Mannheim zeitlich attraktiver sein wird als die Verbindung von Paris über Saarbrücken nach Mannheim. Bliebe es bei den bisherigen Planungen, wäre das auch so, denn 2015 werden Bauarbeiten in den Vogesen beendet sein, die den Südast der Verbindung über Straßburg schneller machen.Das Departement Moselle, das Saarland und Rheinland-Pfalz wollen der Südstrecke jedoch mit der gestern unterzeichneten Erklärung von Baudrecourt etwas entgegensetzen. Denn die Deutsche Bahn und die französische SNCF haben ermittelt, dass sich auf beiden Seiten der Grenze mit einigen Baumaßnahmen noch Fahrzeitverbesserungen herausholen lassen. Gerhard Schinner, Bahn-Bevollmächtigter für Rheinland-Pfalz und das Saarland beziffert den möglichen Zeitgewinn zwischen Saarbrücken und Mannheim auf 15 Minuten. Die SNCF sieht auch noch einige Minuten zwischen Forbach und Baudrecourt bei Metz.Auf deutscher Seite sollen weitere Streckenbegradigungen zwischen Kaiserslautern und Homburg, Gleisänderungen im Bahnhof Homburg sowie eine verbesserte Signaltechnik im Großraum Saarbrücken ein schnelleres Ein- und Ausfahren in den Eurobahnhof ermöglichen. Den Finanzbedarf für diese Baumaßnahmen ermittelt jetzt eine Arbeitsgruppe. Peter Müller, Kurt Beck und Reinhard Klimmt als Bahn-Sonderbeauftragter für den grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr sind sicher, dass sie das Geld beim Bundesverkehrsminister lockermachen können. Ohne die neuen Wünsche sind schon 500 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt für Baumaßnahmen an der deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecke verplant. Volker Kefer, Vorsitzender des Vorstands der DB Netz AG betonte, diese Gelder seien sicher. Meinung

BeispielhafterZusammenhalt

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia Wir im Saarland müssen höllisch aufpassen, dass die Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris-Saarbrücken-Frankfurt keinen Knacks bekommt. Zwar entwickelt sich die Zahl der Reisenden positiv. Doch es droht immer noch Gefahr aus Frankreich selbst. Ab 2015 wird die Strecke Paris-Straßburg-Mannheim zeitlich schneller sein, wenn alles so bleibt wie jetzt. Deshalb ist es immens wichtig, dass die Deutsche Bahn und die SNCF Baumaßnahmen in Angriff nehmen, um die Strecke über Saarbrücken konkurrenzfähig zu halten. Sehr gut, dass die deutsche und französische Politik hier an einem Strang ziehen. Das lässt auch für die kommenden Jahre hoffen.

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