Bezahlung im Handel Weniger Geld für die Neuen

Hannover/Saarbrücken · Real kürzt den Verdienst der Beschäftigten. Auch bei Versetzungen drohen Einbußen.

 Real beschäftigt neue Mitarbeiter künftig in einer anderen Gesellschaft, um Gehälter zu sparen.

Real beschäftigt neue Mitarbeiter künftig in einer anderen Gesellschaft, um Gehälter zu sparen.

Foto: picture alliance / dpa/Oliver Berg

(gör/low) Nach einer Umstrukturierung bei der Handelskette Real sollen neue Mitarbeiter in den mehr als 280 Supermärkten deutlich schlechter bezahlt werden als bisherige Kräfte. Dies gilt auch für Märkte im Saarland. „Neue Mitarbeiter verdienen bis zu 25 Prozent weniger“, sagt Christian Vasenthien, bei der Gewerkschaft Verdi im Bezirk Hannover-Heide-Weser für den Bereich Handel zuständig. Nicht nur neuen, sondern auch bisherigen Beschäftigten drohen Einbußen – trotz gegenteiliger Versicherung der Geschäftsleitung. „Wer versetzt oder befördert wird oder andere Aufgaben übernimmt und dabei einen neuen Vertrag unterzeichnet, wird weniger verdienen als nach dem alten Tarifvertrag. Solche Fälle hat es bereits gegeben“, sagt Vasenthien. Deshalb gebe es bei Real-Betriebsversammlungen eine große Verunsicherung.

Seit Anfang Juni sind die 34 000 Real-Mitarbeiter nicht mehr wie bisher bei der Real SB-Warenhaus GmbH beschäftigt, sondern bei der Metro Services GmbH, die als Real GmbH mit Sitz in Düsseldorf firmiert. Die Real-Geschäftsleitung hatte dazu kürzlich erklärt: „Durch die Übertragung des Geschäftsbetriebes auf eine nicht an die Tarifverträge mit verdi gebundene Gesellschaft sind die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, die Personalkosten bei real mittel- bis langfristig wettbewerbsfähig zu gestalten.“ Laut Verdi sind auch 4500 befristet Beschäftigte betroffen – ihre alten Verträge sollen nicht verlängert werden.

Die Gewerkschaft setzt auf Tarifverhandlungen mit der für die Real GmbH zuständigen Unternehmensvereinigung für Arbeitsbedingungen im Handel und Dienstleistungsgewerbe (AHD) mit Sitz in Köln. Solche Verhandlungen lehnt die AHD ab. Angestrebt wird offenbar ein Tarifvertrag mit der Gewerkschaft DHV. Dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) hat Real den Rücken gekehrt.

Verdi will Verhandlungen mit der AHD erzwingen und schließt dafür einen Streik nicht aus. „Wir sind kampfbereit“, beschreibt Susanne Meister die Stimmung, Real-Betriebsratsvorsitzende und Mitglied der Verdi-Tarifkommission. Sie spricht von zahlreichen Gewerkschaftseintritten in letzter Zeit und fügt hinzu: „Wenn neue Kräfte für die gleiche Tätigkeit 500 Euro im Monat weniger verdienen als die Stammbelegschaft, übt das natürlich psychischen Druck auf langjährige Mitarbeiter aus.“ Die Aktion Arbeitsunrecht will mit ihrer Kampagne „Schwarzer Freitag, der 13.“ am 13. Juli vor Real-Märkten demonstrieren, u.a. in Berlin, Essen, Köln, Siegen und München.

Real begründet sein Vorgehen mit der Situation im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel. Durch die Tarifbindung würden die Lohnkosten von Real die von Konkurrenten zum Teil um bis zu 30 Prozent übersteigen, sagte ein Unternehmenssprecher. Schließlich seien viele Konkurrenten nicht tarifgebunden. Insbesondere bei den Marktführern Edeka und Rewe sei die Tarifbindung gering. Bei den Mitarbeitern, die bereits bei Real beschäftigt seien, käme es zu keinen Einschnitten beim Entgelt.

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