Neuer Stahlgigant entsteht Thyssenkrupp steigt in der Stahl-Liga auf

Essen · Durch den Zusammenschluss mit Tata entsteht der zweitgrößte Stahlkonzern in Europa. Rund 2000 Stellen fallen in Deutschland weg.

 Thyssenkrupp stellt sich im Stahlgeschäft neu auf. Dem Zusammenschluss mit Tata gingen jahrelange Verhandlungen voraus.  Unser Bild zeigt das Stahlwerk Schwelgern von Thyssenkrupp.

Thyssenkrupp stellt sich im Stahlgeschäft neu auf. Dem Zusammenschluss mit Tata gingen jahrelange Verhandlungen voraus.  Unser Bild zeigt das Stahlwerk Schwelgern von Thyssenkrupp.

Foto: dpa/Bernd Thissen

() Die Konkurrenten Thyssenkrupp und Tata Steel schließen sich angesichts weltweiter Überkapazitäten beim Stahl zusammen und gründen den zweitgrößten Stahlkonzern Europas. Nach über zweijährigen Verhandlungen unterzeichneten beide Unternehmen am Samstag die Verträge für ein Stahl-Gemeinschaftsunternehmen. Damit ist auch der Weg frei für einen weiteren Umbau bei Thyssenkrupp. Die Strategie solle bis Mitte Juli vorgelegt werden, kündigte das Unternehmen vor Investoren in Essen an. Über die Details des Gemeinschaftsunternehmens wollen Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger und der Chef der Tata-Stahlsparte, Natarajan Chandrasekaran, am heutigen Montag in Brüssel informieren.

Entstehen soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern nach ArcelorMittal mit rund 48 000 Mitarbeitern, einem Umsatz von über 17 Milliarden Euro und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Thyssenkrupp soll daran mit einem Anteil von 50 Prozent beteiligt sein. Erwartet werden jährlich wiederkehrende Synergien in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Thyssenkrupp Tata Steel B.V. soll seinen Sitz in den Niederlanden haben. „Mit dem Joint Venture sichern wir uns langfristig eine wettbewerbsfähige Position in der europäischen Stahlindustrie – mit einem überzeugenden industriellen Konzept und auf Basis einer klaren strategischen Logik“, sagte Hiesinger. „Damit erhalten wir langfristig Arbeitsplätze und erhalten Wertschöpfungsketten in europäischen Schlüsselindustrien.“

Mit dem Zusammenschluss gibt der größte deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp zugleich den Startschuss für einen weiteren Konzernumbau zum Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Durch den Zusammenschluss wird zugleich die Abhängigkeit von den stark schwankenden Stahlmärkten verringert.

Tata Steel unterhält Fertigungsstätten in 26 Ländern und Vertriebsniederlassungen in 35 Ländern. Nach heftigen Protesten hatten zuletzt auch die Arbeitnehmervertreter Zustimmung signalisiert. „Ich bin froh, dass wir Klarheit haben und die Beschäftigten nach einer ewig langen Zeit der Unsicherheit nun wissen, wohin die Reise geht“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Thyssenkrupp-Stahlsparte, Tekin Nasikkol. „Wir erwarten, dass die Belegschaft mitgenommen und offen kommuniziert wird.“ Zuvor hatten im Rahmen der Verhandlungen bereits die deutschen Stahlkocher eine Beschäftigungsgarantie bis zum 30. September 2026 sowie eine langfristige Standortsicherung erhalten.

   Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp.

Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp.

Foto: dpa/Jan Woitas

Geplant ist im Rahmen des Zusammenschlusses der beiden Stahlproduzenten allerdings auch der Abbau von bis zu 4000 Stellen, davon voraussichtlich etwa die Hälfte in Deutschland. Für den seit sieben Jahren an der Spitze von Thyssenkrupp stehenden Hiesinger ist die Vereinbarung mit Tata Steel ein Befreiungsschlag. Zuletzt war der Vorstandschef immer wieder unter Druck geraten, weil Anteilseigner wie der US-Hedgefonds Elliott oder Cevian Capital mehr Tempo beim Umbau des Ruhrpottkonzerns gefordert hatten.

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