Nachwuchsförderung Saar-Energieversorger setzen auf Syrer

Neunkirchen/Saarbrücken · Die Energie- und Wasserwirtschaft an der Saar will verstärkt Flüchtlinge qualifizieren. Sie hofft auf motivierte Nachwuchskräfte.

 Thomas Jakob (l.), technischer Leiter beim Neunkircher Versorger KEW, erläutert den Projektteilnehmern den Aufbau einer Trafo-Station. Von links: Maher Sabri, Mouyad Al Hawamdah und Mohamad Al Khalil.

Thomas Jakob (l.), technischer Leiter beim Neunkircher Versorger KEW, erläutert den Projektteilnehmern den Aufbau einer Trafo-Station. Von links: Maher Sabri, Mouyad Al Hawamdah und Mohamad Al Khalil.

Foto: Andreas Engel

Mouyad Al Hawamdah, Mohamad Al Khalil und Maher Sabri haben zwei Dinge gemeinsam. Alle drei kommen aus Syrien und sind vor etwa drei Jahren wegen des Bürgerkriegs, der dort wütet, aus ihrer Heimat geflohen. Die zweite Gemeinsamkeit ist, dass sie in der saarländischen Energie- und Wasserwirtschaft ihre berufliche Zukunft sehen. Sie nehmen ab Mai an einer Maßnahme teil, die den sperrigen Titel trägt: Qualifizierungsprojekt im Saarland für Geflüchtete im Bereich der Energie- und Wasserwirtschaft. Mehr als 20 anerkannte Flüchtlinge sollen an dieser einjährigen Weiterbildung teilnehmen, sagte Henning Romund gestern bei der Auftaktveranstaltung in Neunkirchen. Romund ist beim Bildungsträger Tüv Nord, der die Federführung bei dieser Maßnahme hat, einer der Ansprechpartner.

Allerdings müssen die jungen Leute bestimmte Voraussetzungen mitbringen. In ihrem Heimatland müssen sie ein Ingenieurstudium abgeschlossen haben, das in Deutschland anerkannt ist. Im Idealfall sollten sie bereits erste Berufserfahrung in der Energie- und Wasserversorgung, im Elektrobereich oder im Maschinenbau haben. Wichtig ist auch, dass sie schon recht gut Deutsch sprechen können. Die drei jungen Syrer, die sich gestern kurz vorstellten, erfüllen diese Voraussetzungen Al Hawamdah hat ein Chemiestudium absolviert und in Damaskus als Chemielehrer unterrichtet. Al Khalil hat Maschinenbau studiert und sich auf erneuerbare Energien spezialisiert. Sabri kommt aus dem Fahrzeugbau und hat schon ein längeres Praktikum bei einem saarländischen Maschinenbau-Unternehmen absolviert.

Dass dieses Qualifizierungsprojekt überhaupt zustande kommt, „ist das Ergebnis einer sehr konstruktiven Netzwerk-Arbeit“, sagte Lothar Gretsch, Abteilungsleiter Arbeitsmarkt im Wirtschaftsministerium. Beteiligt waren unter anderem die Jobcenter, die dabei sind, die in Frage kommenden Leute auszusuchen. Allerdings warben auch die Branchenverbande VKU (Verband Kommunaler Unternehmen), DVGW (Deutscher Verband der Gas- und Wasserwirtschaft) und der VEW (Verband der Energie- und Wasserwirtschaft) bei ihren Mitglieds-Unternehmen für diese Maßnahme.

Denn die Firmen müssen mitmachen. Die Teilnehmer sollen in den Betrieben ein Praktikum absolvieren, das 20 Wochen umfasst. Auf der anderen Seite klagt die Energie- und Wasserwirtschaft schon heute über einen erheblichen Fachkräftemangel. „Vor allem im Ingenieurbereich wird das immer schlimmer“, sagte VEW-Chef Hanno Dornseifer. Gretsch denkt darüber nach „diese Projektstruktur auf andere Branchen zu übertragen“. Gute Fachkräfte „werden überall gebraucht“, sagte der Arbeitsmarkt-Experte.

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