Der Clooney-Effekt

Köln · Während Frauen beim Anblick eines grauen Haares oft erschrecken und sofort zu Färbemitteln greifen, bleiben Männer meist gelassen. Forscher geben ihnen Recht, Zweifler suchen derweil Rat beim Friseur.

Grauer Bart, graue Schläfen, alles kein Problem. "Bei den meisten Männern herrscht die Einstellung, dass Haare die Farbe annehmen dürfen, die sie wollen. Hauptsache, sie bleiben auf dem Kopf", sagt Hautarzt Hans-Georg Dauer aus Köln . Tatsächlich haben Männer seiner Erfahrung nach viel weniger Probleme mit dem Ergrauen als Frauen . Vielleicht liegt es an den Medien, die oft betonen, wie sexy zum Beispiel Schauspieler George Clooney ist. Vom "Clooney-Effekt" ist inzwischen die Rede, wenn es um die Attraktivität des reifen Mannes geht. Für die Wiener Sexualforscherin Gerti Senger ist das plausibel: "Grau steht für Lebenserfahrung und vermittelt Sicherheit. Grauhaarigen Männern wird eher zugetraut, die Nachkommen durchzubringen."

Dabei gibt es eigentlich gar keine grauen Haare. "Die Farbe entsteht durch das Nebeneinander von pigmentierten Haaren und weißen Haaren, also Haaren, die wenig oder nicht pigmentiert sind", erklärt Dauer. "Die Aktivität der Pigment bildenden Zellen im Haar lässt im Alter mehr und mehr nach, sodass immer weniger Pigment in den Haarschaft hoch wandert und das Haar farbloser wird." Das "Grau" entsteht also durch Vermischung: Je mehr weiße Haare neben Naturhaaren stehen, desto stärker oder schwächer fällt der Grau-Effekt aus.

Dass das Haar im Alter seine Farbe verliert, ist laut Medizinern ein natürlicher Prozess. "Es beginnt häufig ab dem 40. Lebensjahr und ist genetisch bedingt. Europäer ergrauen zum Beispiel früher als Asiaten", sagt Dauer, Experte vom Berufsverband Deutscher Dermatologen. "Im Allgemeinen werden die Haare zuerst an den Schläfen grau, dann schreitet der Prozess Richtung Hinterkopf fort. Bei Männern kann auch zuerst der Bart grau werden."

In manchen Fällen kann Ergrauen krankhafte Ursachen haben: Veränderungen der Schilddrüse, Störungen der hormonbildenden Organe oder emotionaler Stress können graue Haare begünstigen. Dauer: "Die Einnahme von Cholesterin-Senkern oder Anti-Malariamitteln kann zudem zu einem medikamentös bedingten Ergrauen führen." Wem das Grau ungewöhnlich erscheint, der sollte mit einem Arzt sprechen.

Aus kosmetischer Sicht bleiben graue Haare eine Typfrage und Geschmacksache. Das Angebot an Färbemitteln für Männer ist laut dem Schwarzkopf-Haarexperten Armin Morbach nicht ganz so groß wie das für Frauen . Trotzdem sind Tönungsgele bei Männern gefragt. Morbach : "Wenn Männer graue Haare bekommen, müssen sie sich eine entscheidende Frage stellen: Möchte ich das Grau komplett verschwinden lassen, der Naturhaarfarbe mehr Energie geben oder eine neue Nuance ausprobieren? Ich kann dazu nur raten: alles außer künstlich, bitte." Das erste Grau kann also laut Morbach eine Chance sein, seinem Haar neuen Schwung zu geben. Es sollte aber mit der Naturfarbe harmonieren.

Eine weitere Alternative sind Repigmentierungscremes, die den natürlichen Haarton herstellen. Morbach : "Die Creme wird angewendet wie ein Shampoo und füllt das Haar bei jeder Anwendung mit naturähnlichen Pigmenten auf, bis das Grau unauffällig verschwunden ist. Dabei werden keine künstlichen Pigmente im Haar angelagert, sondern Farbvorstufen, die sich in die Pigmentlücken im ergrauten Haar einfügen und so den ursprünglichen Naturton wieder herstellen. Das funktioniert gut bei ehemals mittelblondem bis schwarzem Haar." Das bestätigen Internetforen, in denen Tester von Erfolgen berichten. Aber man brauche Geduld, ein Ergebnis sei erst nach mehreren Anwendungen sichtbar.

Graues Haar ist besonders pflegebedürftig. "Durch das Ergrauen des Haares ist die Schutzwirkung des Melanins vor UV-Strahlung vermindert und es kann eher zu einer Schädigung des Haarkeratins kommen", sagt Morbach . "Hinzu kommt, dass das Haar mit zunehmendem Alter feiner wird. Es lässt sich nicht mehr wie gewohnt frisieren. Neben einem Shampoo zur Stärkung der Kopfhaut sollte man deshalb eine Spülung verwenden." "Salz und Pfeffer" nennen die Friseure den Look, bei dem sich weiße Haare gleichmäßig mit dunklen Naturhaaren mischen. Morbach ist der Meinung, dass Gel und Pomade den Stil besonders betonen: "Durch den hohen Fettanteil wird das Haar gepflegt und bekommt einen edlen Glanz."

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