Bekannte Masche Polizei warnt vor Online-Erpressung mit intimen Aufnahmen

Düsseldorf · Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat erneut eindringlich vor einer Erpressermasche gewarnt. Dabei drohen Unbekannte den Empfängern, ein Sex-Video zu veröffentlichen, wenn sie einen geforderten Geldbetrag nicht erhalten.

 Aus Angst, beobachtet zu werden, kleben viele Nutzer ihre Webcam ab.

Aus Angst, beobachtet zu werden, kleben viele Nutzer ihre Webcam ab.

Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn/Andrea Warnecke

Die Erpresser behaupten nach Polizeiangaben, die Betroffenen mit der Webcam des Computers nackt – oft bei der Selbstbefriedigung – gefilmt zu haben.

Dabei gebe es zwei unterschiedliche Methoden, die seit vergangenem Jahr kursierten. Bei der „Porno-Mail“-Masche behaupteten die Erpresser, den Computer gehackt, Spionage-Software wie einen Trojaner installiert und den Besitzer beim Konsum von Pornofilmen mit dessen eigener Kamera gefilmt zu haben. Bislang sei dies nichts weiter als ein Bluff und es existierten gar keine Aufzeichnungen, versichert die Polizei. Dem Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen und auch anderen Polizeibehörden sei zumindest kein Fall bekannt, in dem die Versender dieser E-Mails ihre Drohung wahr gemacht hätten. Viele Empfänger zahlten trotzdem, weil sie es nicht darauf ankommen lassen wollten.

Anders sehe es bei Videotelefonaten aus. Wenn sich ein Nutzer tatsächlich auf ein erotisches Videogespräch eingelassen und sich vor der Kamera nackt ausgezogen habe, sei es ein leichtes, die intimen Aufnahmen an den Freundes- und Kollegenkreis des Erpressten zu schicken, meint die Polizei. Und vereinzelt ist dies laut LKA auch geschehen.

In Bayern berichtete die Polizei von 870 Opfern in den ersten acht Monaten des vergangenen Jahres. Die Ermittler gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus, weil viele Opfer aus Scham den Gang zur Polizei scheuten. Den Tätern sei nicht leicht auf die Spur zu kommen. „Sie nutzen anonyme Zahlungsmittel, etwa Krypto-Währungen wie ­Bitcoin. Server-Standorte und Geldforderungen, sofern sie nachvollzogen werden können, deuten auf Täter aus dem Ausland hin“, erklärt ein Sprecher des LKA.

Die Polizei rät, im Ernstfall Beweise wie Kurznachrichten oder E-Mails zu sichern oder auch Bildschirmfotos anzufertigen und Anzeige zu erstatten. Um sich erst gar nicht in eine solche Situation zu bringen, helfe ein einfacher Kniff: das Abkleben der Kameralinse von Laptop oder PC.

Die Bochumer Polizei veröffentlichte vor wenigen Tagen aus gegebenem Anlass einen deutlichen Appell: „Bitte stellen Sie sich bei intimen Handlungen nicht vor eine Webcam. Bitte machen Sie keine Nacktfotos von sich und versenden diese vor allem nicht an andere Personen. Unsere Welt ist schon lange digital und sie verzeiht im Zweifelsfall nicht, wenn jemand leichtsinnige und unüberlegte Dinge tut – lebenslang!“

(dpa)
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