Clearview nutzt unter anderem Facebook und YouTube Milliarden Fotos für Gesichtsdatenbank

New York · Eine US-Firma hat laut einem Bericht der „New York Times“ rund drei Milliarden Bilder von Menschen aus dem Internet zusammengestellt, um eine umfassende Datenbank zur Gesichtserkennung zu entwickeln.

Im vergangenen Jahr sei der Zugang dazu über 600 Behörden als Service angeboten worden, schrieb die Zeitung am Wochenende unter Berufung auf das Unternehmen Clearview. Angaben dazu, welche Behörden das waren, macht Clearview nicht. Auf ihrer Website lässt die Firma jedoch kanadische Ermittler, die auf die Aufklärung von Sexualverbrechen spezialisiert sind, lobend zu Wort kommen.

Für die Datenbank seien öffentlich zugängliche Bilder bei Plattformen wie Facebook und Youtube oder dem US-Bezahlservice Venmo eingesaugt worden, hieß es. Eine Sammlung in dieser Dimension würde bisher bekannt gewordene Datenbanken übertreffen. In den USA etwa prüfen die Behörden die Identität der Einreisenden per Gesichtserkennung, greifen dabei aber auf die Bilder zurück, die speziell dazu aufgenommen wurden.

Die zuvor praktisch unbekannte Firma Clearview trat erst durch die Recherchen der „New York Times“ an die Öffentlichkeit. Ein früherer Geldgeber war der US-Milliardär Peter Thiel. Der Paypal-Mitgründer und Facebook-Investor ist als einer der wenigen erklärten Unterstützer von Präsident Donald Trump im Silicon Valley bekannt. Sein Sprecher sagte der Zeitung, Thiel habe Clearview im Jahr 2017 mit 200 000 Dollar unterstützt und dafür einen Anteil bekommen. Er sei ansonsten nicht beteiligt. Gründer ist der 31 Jahre alte Hoan Ton-That, der aus Australien in die USA kam. Der Bericht enthielt noch ein weiteres alarmierende Details. Nachdem einige Polizisten auf Bitten der Journalistin ihr Foto durch die Datenbank laufen ließen, seien sie von Clearview-Vertretern mit der Frage angerufen worden, ob sie mit der Presse sprächen. Der Firma zufolge hat die Software nur Alarm wegen ungewöhnlicher Suchanfragen geschlagen. Außerdem räumte Ton-That auf Anfrage der Zeitung ein, dass Clearview auch den Prototypen einer Computerbrille mit Gesichtserkennungsfunktion entwickelt habe - es gebe aber keine Pläne, diese zu vermarkten.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort