Das Smartphone hat den Markt verändert Viele Neuheiten auf der Photokina

Köln · Auf der diesjährigen Fotomesse in Köln geht der Trend klar zu teureren Geräten für Spezialisten.

 Besucher können die Teleobjektive der verschiedenen Hersteller auf der Messe Photokina testen.

Besucher können die Teleobjektive der verschiedenen Hersteller auf der Messe Photokina testen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Smartphones haben den Fotomarkt längst umgekrempelt. Die Verkäufe von Digitalkameras haben sich seit 2014 ungefähr halbiert. Der Photo-Industrieverband prognostiziert 2,35 Millionen verkaufte Apparate in diesem Jahr. Wer sich noch eine Kamera kauft, will kein billiges Gerät, das kaum bessere Bilder als ein Handy liefert. So stehen auf der diesjährigen Fotomesse Photokina in Köln besonders Systemkameras (Wechselobjektivkameras ohne Spiegel) sowie Kompaktkameras mit großen Sensoren im Mittelpunkt.

Nikon und Canon haben ihre ersten Systemkameras mit Vollformatsensoren mit nach Köln gebracht. Der Name ist von der Tatsache abgeleitet, dass sie das volle, früher Kleinbild genannte, Filmformat abdecken. Vollformat-Systemkamera-Pionier Sony hatte mit der Alpha 9 und der Alpha 7 Mark III schon früher im Jahr entsprechende Neuheiten präsentiert. Überraschend hat nun Panasonic mit der S-Serie ebenfalls Vollformat-Systemkameras vorgestellt. Die neuen Modelle sind mit einem Objektivanschluss ausgestattet, das auch Leica und Sigma als Kooperationspartner von Panasonic einführen. Es ist so dimensioniert, dass es sich nicht nur für Vollformat-, sondern auch für kleinere APS-C-Sensoren eignet.

Panasonic will die neue Familie mit der S1R mit 47 Megapixeln (MP) und mit der S1 mit 24 MP starten. Gehäuse, Bedienung und Funktionsumfang sind ansonsten identisch. Beide Kameras können Videos in einer Kino-Auflösung (4K) mit 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen, haben einen auf drei Achsen klappbaren Bildschirm und bieten Bildstabilisierung im Gehäuse und in den Objektiven. Darüber hinaus sollen die S-Kameras auch mit einer kompletten Gehäuseabdichtung – Bedienrädchen und Knöpfe eingeschlossen – und einem deutlich robusteren Verschluss überzeugen. In den Verkauf kommen die S-Kameras erst 2019, in Köln sind nur Vorserienmodelle zu sehen. Preise stehen auch noch nicht fest.

Nikons erste Vollformat-Systemkameras, die Z6 (25 Megapixel) und die Z7 (46 Megapixel), konnten Messebesucher hingegen schon ausprobieren. Auch sie unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Sensoren. Und auch mit ihnen wird ein neues Bajonett als Basis für eine ganz neue Objektivserie eingeführt. 4K-Videos liefern die Kameras mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde, Full-HD-Videos mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Es wird einen Adapter geben, damit Kunden alte Objektive weiter nutzen können. Bei voraussichtlich 3700 Euro Gehäusepreis für die ab Ende September erhältliche Z7 lässt sich so etwas sparen. Die für November angekündigte Z6 schlägt mit rund 2500 Euro zu Buche.

Als Dritter im Bunde hat auch Canon seine erste spiegellose Systemkamera im Vollformat präsentiert: die EOS R mit 30-MP-Sensor. Auch sie kommt mit neuem Bajonett. Wer bereits andere Canon-Optiken besitzt, kann diese über einen Adapter weiter nutzen. Die Kamera ist primär auf Touchscreen-Bedienung ausgelegt. Es gibt aber auch Bedienelemente wie einen Objektivring, über den etwa Belichtungszeit oder Blende geregelt werden können. Der Sucher ist wie bei Canons Z-Kameras mit 3,69 MP vergleichsweise hochauflösend. Die EOS R kommt Anfang Oktober zum Gehäusepreis von 2500 Euro.

Es gibt aber auch Systemkamera-Neuheiten mit kleineren Sensoren: Im gewohnten Retrodesign hat Fujifilm die X-T3 (Gehäusepreis 1500 Euro) mit neu entwickeltem APS-C-Sensor (26 MP) ins Portfolio aufgenommen. Wer filmen will, wird sich über die Möglichkeit freuen, 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen. Mit dem elektronischen Verschluss können beim Fotografieren bis zu 30 Bilder pro Sekunde (16 MP) aufgezeichnet werden, sodass die Grenzen zum Video verschwimmen.

Die Zahl der verkauften Spiegelreflexkameras (DSLR) sinkt seit Jahren zugunsten spiegelloser Systemkameras. Wahrscheinlich überholen Systemkameras klassische Spiegelreflexmodelle schon im nächsten Jahr, und das kommt nicht von ungefähr: Kameragehäuse ohne Spiegelkasten lassen sich leichter und kompakter gestalten und können mit elektronischem Verschluss bei Bedarf meist auch lautlos auslösen. Weil der Abstand zwischen Bajonett und Sensorfläche geringer als bisher ist, kann man für Systemkameras auch leichtere und sogar optisch bessere Objektive bauen.

Eine einsame Spiegelreflex-Neuvorstellung kommt von Nikon: Das überarbeitete Einsteigermodell D3500 mit DX-Sensor (24 MP). Im Verbund mit 18-55-Millimeter-Objektiv kostet sie 540 Euro.

Wer es noch handlicher möchte, gar keine Wechselobjektive braucht, aber dennoch Wert auf große Sensoren legt, kann zu den sogenannten Edelkompakten greifen, die entweder gar keinen oder nur einen sehr überschaubaren Zoom bieten. Ricoh hat in Köln eine neue Kamera der GR-Reihe mit APS-C-Sensor (24 MP) angekündigt, der zur Bildstabilisierung auf drei Achsen beweglich gelagert ist.

Auf der Messe ist ein Prototyp der GR III zu sehen, deren neu berechnetes Festbrennweiten-Objektiv eine digitale Brennweite von 35 oder 50 Millimetern aufweist und die im Makromodus ab sechs Millimeter Entfernung zum Objekt scharfstellen kann. In den Verkauf geht die GR III erst 2019 – für unter 1000 Euro.

Knappe 500 Euro verlangt Fujifilm für die XF10, die ebenfalls mit APS-C-Sensor (24 MP) ausgestattet ist und ein Weitwinkelobjektiv mit Festbrennweite mitbringt. Die Motivkontrolle erfolgt über den Drei-Zoll-Touchscreen. Die XF10 ist nur vier Zentimeter dick und rund 250 Gramm leicht.

Mit gut sechs Zentimetern Tiefe und einem Gewicht von 350 Gramm fällt die neue Panasonic Lumix LX100 II mit Micro-Four-Thirds-Sensor (17 MP) etwas größer aus. Dafür verfügt das lichtstarke Leica-Objektiv über einen Bildstabilisator und vierfachen optischen Zoom. 4K-Auflösung unterstützt die Lumix bei Videos, aber auch für diverse Fotofunktionen. Sie ist ab Oktober für 950 Euro zu haben.

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