Bericht des Bundeskriminalamts Deutschland vermehrt im Visier von Hackern

Wiesbaden · Deutschland bleibt als Wirtschaftsstandort ein bevorzugtes Ziel von Hackern und Computerbetrügern. Die Täter professionalisierten sich weiter und die Stärke der Angriffe nehme stetig zu, so der Vizepräsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Peter Henzler.

 Besonders Angriffe auf Wirtschaftsunternehmen und kritische Infrastruktur haben laut Bundeskriminalamt in den vergangenen Jahren zugenommen.

Besonders Angriffe auf Wirtschaftsunternehmen und kritische Infrastruktur haben laut Bundeskriminalamt in den vergangenen Jahren zugenommen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Fast 86 000 Fälle von Cyberkriminalität wurden 2017 von der Polizei bundesweit erfasst und damit vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die durch den Computerbetrug entstandenen Schäden erhöhten sich laut BKA von 50,9 Millionen auf 71,4 Millionen Euro.

Lediglich neun Prozent der Straftaten werden nach Einschätzung der Sicherheitsexperten zur Anzeige gebracht. Die Industrie schätzt die verursachten Schäden daher deutlich höher. Der IT-Branchenverband Bitkom spricht von einem jährlichen Schaden von 55 Milliarden Euro. Laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind vier von zehn Unternehmen in Deutschland betroffen. Die Ziele der Cyberkriminellen reichten von Attacken auf Wirtschaftsunternehmen oder kritische Infrastrukturen etwa im Energiesektor und bei Krankenhäusern bis hin zum Ausspähen privater Handys, so das BKA. Die Finanzaufsicht Bafin fordert daher auch von Deutschlands Banken verstärkte Anstrengungen gegen mögliche Cyberangriffe.

Das Täterspektrum reicht laut BKA vom Einzeltäter bis hin zu international organisierten Tätergruppierungen. 22 300 Tatverdächtige seien im Vorjahr registriert worden, davon rund zwei Drittel Männer. Fast 77 Prozent der Tatverdächtigen von Cyberkriminalitätsdelikten hatte nach Angaben des BKA-Bundeslagebildes die deutsche Staatsangehörigkeit. Mehr als die Hälfte war zwischen 21 und 39 Jahre alt. Die Aufklärungsquote bei den Fällen lag 2017 bei 40 Prozent.

Neben dem offenen Internet wird auch zunehmend das Darknet genutzt. In dem vor Suchmaschinen verborgenen Teil des Netzes werden vor allem Waffen, Rauschgift und Schadsoftware angeboten. Die Waren werden wie bei einer herkömmlichen Verkaufsplattform mit Foto, Beschreibung und Kaufpreis platziert. Die meisten Angebote gibt es nach Angaben der BKA-Experten im Darknet für Drogen, weil die Gewinnspannen am größten seien. Angebote gebe es allerdings nicht nur für Waffen, sondern auch für Auftragsmorde, so der Bericht des BKA.

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