Immer den richtigen Ton treffen

Offenbach/Berlin · Wer im Musikfachhandel arbeiten will, muss sich mit vielen Stilen auskennen. Der eine sucht eine Heavy-Metal-Gitarre, der andere Klassiknoten zum Klavierlernen. Musikalisches Wissen ist in dem Beruf aber nicht das Einzige, was zählt.

 Bei der Pflege von Instrumenten ist Fingerfertigkeit gefragt. Hier wechselt Azubi Manuel Hauptmann zum Beispiel die Saiten einer GitarreFoto: Frank Rumpenhorst/dpa

Bei der Pflege von Instrumenten ist Fingerfertigkeit gefragt. Hier wechselt Azubi Manuel Hauptmann zum Beispiel die Saiten einer GitarreFoto: Frank Rumpenhorst/dpa

Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Den ganzen Tag Gitarre spielen? Für Musikliebhaber wie Manuel Hauptmann wäre das ein Traum. Der 25-Jährige spielt Gitarre , seit er Teenager ist. Bei der Ausbildung zum Musikfachhändler bleibt dafür aber kaum Zeit: Hier ist er mehr als Kaufmann denn als Künstler gefordert. Die Fachleute brauchen ein Herz für Musik und ein Händchen fürs Verkaufen.

Eine Menge Leidenschaft ist dennoch immer im Spiel, wenn Hauptmann Hobbymusiker im Geschäft berät. "Das ist kein normaler Beruf", sagt der Auszubildende , der gerade sein zweites Lehrjahr im Musikhaus André in Offenbach absolviert. Viele Azubis sind selbst aktive Musiker, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen, sagt Birgit Böcher vom Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte. Denn ohne fundiertes musikalisches Vorwissen komme man in dem Beruf nicht weit. Wenn neue Instrumente eintreffen, muss beispielsweise geprüft werden, ob sie einwandfrei sind. Und wenn ein Kunde sich für ein Instrument interessiert, sollte man es ihm am besten einmal vorführen können.

Außerdem müssen die Fachhändler eine breite Modellpalette überblicken und sich mit der Bauweise verschiedener Instrumente auskennen. Was unterscheidet bei E-Gitarren eine Les Paul von einer Stratocaster? Wie sollte eine Klarinette oder ein anderes Instrument für Einsteiger aussehen?

Der Berufsalltag ist durch den Kontakt mit Kunden geprägt. "Azubis müssen daher Spaß daran haben, mit Menschen umzugehen", sagt Böcher. Und sie bräuchten ein wenig Menschenkenntnis. "Auf der einen Seite gibt es Eltern ohne Vorwissen, auf der anderen Seite die Musikfreaks." Die Beratung sei dadurch aber auch sehr vielseitig. Der eine wolle nur ein ganz bestimmtes Notenheft, der andere suche eine E-Gitarre für seinen sechsjährigen Sohn und habe noch keine konkreten Vorstellungen, erzählt Hauptmann. Es gebe aber auch viel im Büro zu organisieren, etwa Instrumente zu bestellen und Rechnungen durchzugehen.

Die Ausbildung wird erst seit 2009 angeboten. Zuvor gab es nur den Musikalienhändler, eine Spezialisierung im Einzelhandel , wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn erläutert. Auch heute noch lernen angehende Musikfachhändler im ersten und dritten Jahr gemeinsam mit den Azubis aus dem Einzelhandel . Im zweiten Jahr können sie ihr Wissen jedoch im Blockunterricht an der Staatlichen Berufsschule Mittenwald in Bayern vertiefen, wo auch Instrumentenbauer ihr Handwerk lernen. Die Lehre umfasst laut BIBB die Bereiche Musikinstrumente , Musikalien beziehungsweise Noten und Tonträger , später wählen Azubis einen als Schwerpunkt.

Arbeitgeber sind längst nicht nur Geschäfte für Musikinstrumente . Auch Musikverlage, Plattenfirmen oder Veranstalter kommen infrage, so Böcher. Was die Jobaussichten betrifft, ergibt sich ein gemischtes Bild: Der Musikfachhandel habe es zwar nicht leicht, gegen den Online-Handel zu bestehen, sagt Böcher. Die Statistik weise aber kaum Arbeitssuchende unter Musikfachhändlern aus.

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Auf einen Blick Musikfachhändler verkaufen Musikalien, Musikinstrumente und Zubehör sowie Tonträger . Sie informieren und beraten Kunden, erledigen kaufmännische Aufgaben und wirken bei der Sortimentsgestaltung sowie bei Werbemaßnahmen mit. Die Ausbildung dauert drei Jahre, die Ausbildungsvergütung beträgt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 557 und 950 Euro brutto pro Monat, je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit knapp 2200 bis 2500 Euro brutto monatlich beziffert. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.miz.org , www.gdm-online.com und www.einzelhandel.de . hei

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