Stress ist ein schlechter Ratgeber

Düsseldorf/München · Wer sein eigener Chef ist, arbeitet schnell über das gesunde Maß hinaus. Um dabei nicht krank zu werden, sollten sich Selbstständige Auszeiten genehmigen. Strategien sollen dabei helfen.

 Viele Selbstständige fühlen sich wie im Hamsterrad und arbeiten ständig über die eigenen Grenzen hinaus. Dagegen hilft vor allem ein fester Arbeitsrhythmus. Foto: Westend61/ Baerenz/dpa

Viele Selbstständige fühlen sich wie im Hamsterrad und arbeiten ständig über die eigenen Grenzen hinaus. Dagegen hilft vor allem ein fester Arbeitsrhythmus. Foto: Westend61/ Baerenz/dpa

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Bei Angestellten regelt der Arbeitsvertrag die wöchentliche Stundenzahl. Bei Selbstständigen gibt es dafür höchstens die innere Uhr. Wer sein eigener Chef ist, neigt besonders dazu, die eigenen Grenzen ständig zu überschreiten. Auf Dauer rächt sich das, denn der Körper braucht Auszeiten, um zu regenerieren, sagt Anja Hume, Diplom-Betriebswirtin und Balance-Coach. Diese sieben Strategien sollen helfen, etwas mehr Ruhe zu bekommen.

Der Anspruch auf Pausen und Urlaub ist für Angestellte gesetzlich geregelt. Bei Selbstständigen fällt die Kontrolle darüber schnell aus. Sie sollten sich bewusst machen, dass Regeneration eine Investition ins eigene Unternehmen ist. Wichtig dafür sei, sich regelmäßig anzuschauen: Wie viele Stunden habe ich diese Woche gearbeitet? Wie viele Pausen habe ich mir geleistet? Und: Stimmt die Balance?

Ein weiterer Tipp sind Belohnungen. Sein eigener Herr sein, frei bestimmen können: So lauten häufig die Gründe, um vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln. Doch wenn die Arbeit erst einmal da ist, werden die schönen Ideen für mehr Freiheit häufig vergessen. "Es ist wichtig, sich immer wieder das zu gönnen, was man bei der Wahl der Selbstständigkeit vor Augen hatte", sagt Sabine Keiner, Life-Balance-Coach aus Köln. Den Montagmorgen blau oder bei Sonnenschein am Nachmittag Schluss machen: Die Vorteile der Selbstbestimmtheit zu nutzen, stärke die Leistungsfähigkeit.

Mal sind es viele Aufträge, mal weniger - bei Selbstständigen ist die anfallende Arbeit oft schwer abzusehen. Das sorgt immer wieder für Stress . "Sorgen Sie so weit es möglich ist für einen regelmäßigen Rhythmus", rät Hume. Feste Bürozeiten beispielsweise fördern eine gleichmäßige Tagesstruktur und helfen dabei, immer wiederkehrende Tätigkeiten zu strukturieren.

Eines der größten Zeitprobleme von Selbstständigen: Sie können häufig nur schlecht Nein sagen. "Es ist aber unmöglich und ungesund, es immer allen recht machen zu wollen", sagt Marion Kaiser-Elsner, Coach aus München. "Fangen Sie an, Ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und nein zu sagen, wenn Aufträge Ihr Zeitbudget sprengen." Die Sorge, den Kunden dadurch zu verlieren, sei unbegründet: "Mit einer freundlichen Erklärung geben sich die meisten Kunden zufrieden und kommen wieder."

Ein weiterer Punkt ist die Zeitplanung. "Machen Sie am Wochenanfang eine Planung inklusive Prioritäten und Fristen und am Abend oder am Morgen eines jeden Tages eine Zeitplanung für den Tag", empfiehlt Sabine Keiner. Wichtig dabei seien feste Grenzen für bestimmte Tätigkeiten, etwa maximal drei Stunden für die Vorbereitung einer Präsentation. "Planen Sie dabei auch 30 Prozent Pufferzeit für Störungen und Unvorhergesehenes ein, damit der Zeitplan realistisch bleibt."

Wer viel Stress hat, verliert schnell den Blick für das Wesentliche aus den Augen. Kaiser-Elsner empfiehlt deshalb immer wieder sogenannte Achtsamkeits-Pausen. "Das sind kleine Minuten-Auszeiten, in denen man einfach einmal die Augen schließt, in den Bauch atmet und in sich reinhört." Wie fühle ich mich gerade? Brauche ich eine Pause?

Das mache ich morgen noch und das übermorgen: "Angefangene, aber nicht beendete Aufgaben kosten Energie, weil unser Unterbewusstsein sich weiter damit beschäftigt", sagt Keiner. "Das sorgt auf Dauer für ein unbefriedigendes Ich-Muss Gefühl." Besser sei es, feste To-do-Punkte auf den Tagesplan zu setzen und dann konsequent abzuhaken.

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