Arbeitsplatzsuche Entscheidungshilfe für Personalchefs

Köln/München · In einigen Ländern sind Referenzen vom ehemaligen Arbeitgeber als Teil der Bewerbung etabliert. In Deutschland sind solche Empfehlungen nicht üblich – noch nicht. Verlangt ein Arbeitgeber sie, gilt es, bestimmte Standards zu beachten.

 Mit einem positiven Referenzschreiben können Bewerber bei einem potenziellen Arbeitgeber punkten und möglicherweise sogar fehlende fachliche Qualifikationen ausgleichen.

Mit einem positiven Referenzschreiben können Bewerber bei einem potenziellen Arbeitgeber punkten und möglicherweise sogar fehlende fachliche Qualifikationen ausgleichen.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Wer einen Job sucht, fragt sich nicht selten, was aktuell in die Bewerbungsmappe und das Anschreiben gehört. Mit welchen Eigenschaften kann ich punkten, was will das Unternehmen von mir? Und brauche ich eine Referenz, also eine zusätzliche Empfehlung von meinem ehemaligen Arbeitgeber?

Für den Mexikaner Luis Delgado sind diese Fragen besonders schwer. Seit einigen Monaten sucht er in Deutschland nach einer Stelle als Chemiker. Obwohl er in Kanada studiert und dort mehrere Jahre gearbeitet hat, weiß er nicht so genau, wie er den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schaffen soll.

Wenn man mit hunderten Mitbewerbern um eine Stelle konkurriert, muss man herausstechen. Doch wie, wenn man nicht durch passende Zusatzqualifikationen oder ungewöhnliche Etappen im Lebenslauf auffällt? Im englischsprachigen Raum sei es üblich, den Unterlagen Referenzschreiben beizulegen. Auch in Kanada sei das so, sagt Luis Delgado.

Doch was genau sind Referenzen und wie unterscheiden sie sich von den üblichen Arbeitszeugnissen? In Deutschland gibt es für Referenzschreiben noch kein einheitliches Format. Herauskristallisiert haben sich bislang zwei Arten: Zum einen das persönliche und individualisierte Schreiben, das nicht länger als eine Seite sein sollte. Oder die Kontaktinformationen der Person, die für eine Referenz über den Bewerber zur Verfügung steht, integriert im Lebenslauf und in Absprache mit dem Referenzgeber.

Die als Fließtext verfassten Referenzschreiben beinhalten im Gegensatz zu den Arbeitszeugnissen keine verschwurbelten Formulierungen, die als Codes für bestimmte Aussagen dienen. Sie sind individueller gestaltet. Referenzschreiben können gerade deshalb ein breiteres Bild von Bewerbern zeichnen, findet Silvia Hänig vom Bundesverband der Personalmanager. Denn sie arbeiteten idealerweise die persönlichen Stärken heraus, also die sogenannten Soft Skills. „Für die Zukunft werden immer weniger fachliche, sondern vielmehr soziale und mentale Fähigkeiten eine Rolle spielen“, sagt Hänig. „Besonders wichtig wird es, offen gegenüber neuen Aufgaben zu sein.“ Wem soziale Kompetenzen, Empathie und Kollegialität im Referenzschreiben bescheinigt würden, könne unter Umständen sogar fehlende fachliche Qualifikationen wettmachen.

In Deutschland sind sie noch nicht selbstverständlich Teil der Unterlagen. Doch aus Sicht von Silvia Hänig werden sie im Bewerbungsprozess immer wichtiger. „Aus eigener Erfahrung finde ich Referenzen wichtig, da sie eine generelle Bestätigung der Leistungen des Bewerbers durch einen unabhängigen Dritten sind“, sagt sie.

Luis Delgado hat ein Referenzschreiben von seinem Universitätsprofessor. Beigelegt habe er es bisher nicht. In Kanada sei es üblich, Referenzschreiben nur auf Nachfrage einzureichen. Referenzen von ehemaligen Arbeitgebern könne er nicht vorweisen, das Verhältnis zu seinem Ex-Chef sei im Streit geendet. Ein wohlwollendes Schreiben könne er von ihm nicht erwarten, sagt er. So wie Luis Delgado dürfte es vielen gehen. Denn die Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, hat oft einen Grund. „Referenzgeber müssen nicht zwangsläufig die ehemaligen Chefs sein. Viel wichtiger ist es, eine Person im Unternehmen zu finden, die das beste Gespür, nicht nur für Leistungen, sondern im Umgang mit den Mitarbeitern zeigt“, sagt Hänig.

Kritischer über Referenzschreiben äußert sich Karriereberater Bernd Slaghuis. Referenzen könnten einen falschen Eindruck vermitteln. Er rät sogar davon ab, die Telefonnummer des ehemaligen Arbeitgebers im Lebenslauf anzugeben. „Es schwächt den Bewerber, weil mitschwingt, er allein sei mit seinen Angaben in Lebenslauf und Anschreiben nicht ausreichend glaubwürdig“, sagt Slaghuis. Auf diese Weise bringe sich der Bewerber in eine Bittstellerposition.

(dpa)
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