“Anerkannt, geschätzt und bescheiden„

Hoof · Karl Müller war ein Mann mit vielen Fähigkeiten.

 Karl Müller

Karl Müller

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Hoof. Karl Müller, Jahrgang 1935, wurde in Bubach im Ostertal geboren und wuchs dort auch auf. Er hat einen älteren Bruder. Sein Vater Ernst war Landwirt. Karls Mutter Anne Müller half im Stall, auf den Feldern, kümmerte sich um den Haushalt, um die beiden Söhne. 1941 wurde der kleine Karl in Bubach eingeschult, wenig später wurde sein Vater zur Wehrmacht eingezogen und 1944 irgendwo an der Ostfront in Russland als "vermisst" gemeldet. Er kam nie wieder. Eine junge Kriegerwitwe - Anna Müller ließ ihren Mann später für tot erklären, um eine Witwenrente zu erhalten -, zwei heranwachsende Jungens und die Arbeit im Stall und auf den Feldern . . . . Dazu der Schmerz um das ungeklärte Schicksal des Ehemannes und Vaters der beiden Söhne.

Dann das Kriegsende. Not und Elend überall. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, unter welchen Umständen die beiden Jungen aufwuchsen. Karl und sein Bruder Werner mussten zu Hause anpacken. Arbeit gab es genug im Haus, im Stall und auf den Feldern. 1949 war für Karl Müller die Schulzeit zu Ende. Er hatte gute Noten. Das waren wichtige Voraussetzungen für den Besuch des Staatlichen Evangelischen Lehrerseminars in Ottweiler. Karl Müller bestand die Aufnahmeprüfung. 1956, nach seiner ersten Lehrerprüfung, begann seine Karriere als Volksschullehrer an der Volksschule in Eisen bei Nonnweiler. Er war, wie man aus vielen Unterlagen und Dokumenten lesen kann, nicht nur ein geschätzter und engagierter Pädagoge, sondern vor allem auch ein begeisterter, talentierter und vielseitiger Sportler. Er spielte Fußball, Handball und war ein guter Leichtathlet. Er hat das mal für einen Freund aufgeschrieben, wie er zum Sport kam und später sportliche Erfolge für sich verbuchen konnte: "Mit Fußball hat alles angefangen, wir haben in unseren Straßenschuhen auf der Straße oder auf der Wiese beim Vieh hüten gespielt. Bälle hatten wir keine. Die waren aus Lumpen zusammengenäht." Natürlich spielte er später beim SV Hoof, war dort auch Trainer. Er spielte Handball - damals noch Feldhandball, später auch auf kleinen Hallenfeldern. Er war Leichtathlet, lief 100 Meter in 11,5 Sekunden, und, und, und - ein sportliches Allroundtalent.

Auf einer Tanzveranstaltung in Bubach lernte der junge Lehrer dann 1957 Gerlinde, die er später ,,es Linde" nannte, kennen. Sie war in Hoof, nur wenige Kilometer von Bubach entfernt, aufgewachsen. Über ihre erste Begegnung mit dem Lehrer und Sportler Karl erzählt sie: "Er war groß und blond, und gut tanzen konnte er auch. Die Hochzeit war am 23. Mai 1959 in Hoof in der protestantischen Kirche. Es war eine große Hochzeitsfeier in der Gastwirtschaft Gerhart in Hoof. Wir hatten ungefähr hundert Gäste. Später wurde Karl Mitglied des Presbyteriums der Gemeinde, und schließlich Presbyter, also Vorstand der Kirchengemeinde. Und das war er über 20 Jahre. Er war vielseitig interessiert, arbeitete gelegentlich als Lokalberichterstatter freiberuflich für die Saarbrücker Zeitung."

1966 wurde Tochter Gordula und 1971 Sohn Dirk geboren, für die er beide, wie seine Frau erzählt, "ein nachsichtiger, aber verantwortungsbewusster Vater war. Sich um die Hausaufgaben und das Haus zu kümmern, dazu hatte er wenig Zeit. Das brauchte er auch nicht. Das Haus und den Garten habe ich betreut. Und die Hausaufgaben haben unsere Kinder problemlos alleine gemacht."

Er war ein Pädagoge, für den der Beruf auch Berufung war. Er war Lehrer in den Volksschulen in Eisen und in Fürth, dann schließlich Schulleiter in Werschweiler, unterrichtete dann zuletzt in Niederkirchen und in Hoof. "Politisch war er nicht organisiert", erzählt sein Frau. Aber er war interessiert an Zeitgeschichte, vor allem an lokaler Zeitgeschichte und er arbeitete mit in Vereinen, vor allem im Sport. Nach dem Fußball spielte er aktiv Handball im TV St. Wendel und TV Ottweiler, war Trainer und Vorsitzender - ein Mann mit vielen Fähigkeiten, anerkannt und geschätzt wegen seines vielfältigen Engagements. Pflichtbewusst und auch bescheiden. Er war Vorsitzender und Ehrenvorsitzender, Gründungsmitglied, Schriftführer in insgesamt elf Vereinen und Organisationen, im Verein zur Dorfentwicklung Hoof, im Presbyterium Protestantische Kirchengemeinde Hoof, im SV Hoof, im Heimat- und Kulturverein Ostertal, in der Arbeiterwohlfahrt Ostertal, im Pensionärund Rentnerverein Mittleres Ostertal, in Sportverein Werschweiler, im Obst- und Gartenbauverein Hoof, im Verein Roter Stern Bubach und im Sozialverband VdK Ostertal.

1994 der erste gesundheitliche Warnschuss. Herzinfarkt! Künftig musste er Rücksicht auf seine angeschlagene Gesundheit nehmen 1995 beendete er sein Berufsleben als Lehrer und ging in den Vorruhestand. Vorruhestand? So wörtlich nahm er das nicht. Karl Müller arbeitete nun als so genannter "fester Freier" für die Lokalredaktion St. Wendel der Saarbrücker Zeitung. Nun war er der Lokalberichterstatter für die Region, schrieb über Ortsratssitzungen und das Vereinsleben. Immer engagiert, immer kenntnisreich. 2010 wurde er zum Ehrenpreisträger von Hoof ernannt.

Seine Herzkrankheit machte ihm immer mehr zu schaffen. Mehrere wochenlange Klinikaufenthalte in St. Wendel und in Homburg brachten keine entscheidende Besserung. Karl Müller starb im Krankenhaus.

Bei seiner Beerdigung zitierte Ortsvorsteher Gernot Müller in seiner Trauerrede den Philosophen Immanuel Kant: "Tot ist nur, wer vergessen wird", und sagte: "Karl Müller ist und wird nicht vergessen. Dafür hat er zu viele Spuren im Ostertal hinterlassen."

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