Sie ist weg

Hannover. Die ruhigen Tage zwischen Weihnachten und Jahreswechsel sind für viele Menschen ein Anlass zur Neuorientierung. Auch Altbundespräsident Christian Wulff (53) und seine Frau Bettina (39) sehen das so. Die beiden gehen nach knapp fünf Jahren Ehe jetzt eigene Wege. Man habe eine "räumliche Trennung vereinbart", teilte der Anwalt der Wulffs gestern mit

 Präsidialer Abgang: Schon nach Christian Wulffs Rücktritt als Bundespräsident im Februar 2011 wurde gemunkelt, wie lange seine Ehe wohl noch halten wird. Foto: Kappeler/dpa

Präsidialer Abgang: Schon nach Christian Wulffs Rücktritt als Bundespräsident im Februar 2011 wurde gemunkelt, wie lange seine Ehe wohl noch halten wird. Foto: Kappeler/dpa

Hannover. Die ruhigen Tage zwischen Weihnachten und Jahreswechsel sind für viele Menschen ein Anlass zur Neuorientierung. Auch Altbundespräsident Christian Wulff (53) und seine Frau Bettina (39) sehen das so. Die beiden gehen nach knapp fünf Jahren Ehe jetzt eigene Wege. Man habe eine "räumliche Trennung vereinbart", teilte der Anwalt der Wulffs gestern mit. Der frühere CDU-Politiker ist aus dem gemeinsamen Haus in Großburgwedel bereits ausgezogen, angeblich haben sich beide verständigt, für den Sohn Linus (4) gemeinsam zu sorgen.

Politische Beobachter rechnen nicht mit einem Zufall: Die Veröffentlichung kommt 13 Tage vor der für Niedersachsen so wichtigen Landtagswahl. Der Name Wulff ist mit der regierenden CDU im Lande eng verbunden. Vor zehn Jahren erreichte die CDU mit ihm an der Spitze einen glänzenden Landtagswahlsieg, noch bis 2010 waren die Christdemokraten ganz auf Wulff eingeschworen. Nach Wulffs Absturz aber, den Vorwürfen wegen zu enger Beziehungen zur Wirtschaft, den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und seinem folgenden Rücktritt als Bundespräsident vor elf Monaten, hatte sich das Verhältnis zwischen dem Politiker und vielen langjährigen Parteifreunden enorm abgekühlt. Gibt Wulff jetzt die Trennung bekannt und zieht damit eine Welle der öffentlichen Aufmerksamkeit auf sich, um den eigenen Parteifreunden zu schaden? "Nein, das tut er nicht", sagt einer, der mit ihm engen Kontakt hat. Das Schicksal seiner CDU sei ihm doch nicht egal. Ein anderer meint hingegen, Wulff wolle keine Rücksicht mehr auf die große Politik nehmen.

Dabei ist gar nicht mal ausgemacht, wie die Nachricht über die Trennung der Wulffs in der Öffentlichkeit wirken wird. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt schon seit Mitte Februar 2012 wegen des Verdachts der Vorteilsannahme. Ein Abschluss der langen Untersuchungen ist noch nicht absehbar. Erst also die nicht enden wollenden Ermittlungen, dann die Trennung von seiner Frau - die Ereignisse sind geeignet, Mitleid zu erzeugen.

Auf der anderen Seite markiert die Trennung der Wulffs einmal mehr, wie sehr die Erscheinung von Wulff in den vergangenen Jahren eine Fassade gewesen ist. Als Wulff sich 2008 von seiner Frau Christiane trennte und die Pressereferentin Bettina Körner kennenlernte, waren beide das Glamour-Paar in Hannover. An der Seite von Christiane war Wulff stets bieder und bürgerlich erschienen, neben Bettina schien sich für ihn eine neue Welt zu öffnen - Partys und Prominententreffen zählten plötzlich zu seinem Alltag. Die große Blondine mit dem tätowierten Oberarm erleichterte Wulff einen Imagewechsel - er wirkte jünger, spontaner, frischer und moderner. Das trug in seiner Schlussphase als Ministerpräsident durchaus zu seiner Popularität bei, und als Wulff 2010 Bundespräsident wurde, zogen manche schon den Vergleich zu den Kennedys in Amerika - Bilder, auf denen kleine Kinder unter dem Präsidentenschreibtisch krabbeln. Dann folgte der politische Absturz von Christian Wulff, und prompt kamen Vermutungen auf, nun werde die Ehe der beiden nicht mehr lange halten.

Passte das noch zusammen - ein gescheiterter Politiker, der mit seinem Schicksal hadert, und eine junge, charmant wirkende Frau, die ihre Bekanntheit in der Öffentlichkeit genießt? Als Bettina Wulff im vergangenen Herbst ein Buch veröffentlichte und darin auch kritische Passagen über die Ehe veröffentlichte, muss das für Christian Wulff ein Tiefschlag gewesen sein. Es mag sein, dass damals schon die tiefe Kluft zwischen den beiden deutlich wurde. Vor Weihnachten tauchten in Hannover die ersten Trennungsgerüchte auf, aber über die Feiertage blieb Wulff in Großburgwedel. Die Kinder sollten ein harmonisches Weihnachtsfest haben.

Rückschau

Vom Rücktritt bis zur Trennung - eine kurze Chronologie:

16. Februar 2012: Die Staatsanwaltschaft beantragt, die Immunität Wulffs aufzuheben. Am Folgetag erklärt der Präsident seinen Rücktritt. Ermittlungen beginnen.

10. September: Das Buch der früheren First Lady, "Jenseits des Protokolls", erscheint. Darin wehrt sie sich auch gegen Gerüchte über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte oder Escort-Dame.

11. September: In mehreren Interviews erhebt Bettina Wulff Vorwürfe auch gegen ihren Mann. Sie beklagt unter anderem, an seiner Seite habe sie eigene Bedürfnisse unterdrücken müssen. Um die Situation zu verarbeiten, habe sich das Paar therapeutische Hilfe gesucht.

14. November: Die Staatsanwaltschaft kann noch nicht absehen, wie lange die Ermittlungen gegen Christian Wulff noch dauern werden.

 Küssen und Händchenhalten in der Öffentlichkeit - das gehörte bei den Wulffs dazu. Foto: Brakemeier/dpa

Küssen und Händchenhalten in der Öffentlichkeit - das gehörte bei den Wulffs dazu. Foto: Brakemeier/dpa

7. Januar 2013: Die Wulffs geben die Trennung bekannt. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort