Der Traum von Rot-Rot ist geplatzt

Saarbrücken · Auf der Wahlparty der Linken folgt auf die erste Hochrechnung die Ernüchterung.

Oskar Lafontaine kam später am Abend noch zur „Wahlparty“ in eine Saarbrücker Kneipe. Zum Feiern war ihm nicht zumute. Foto: Becker & Bredel

Oskar Lafontaine kam später am Abend noch zur „Wahlparty“ in eine Saarbrücker Kneipe. Zum Feiern war ihm nicht zumute. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Kurz vor Schließung der Wahllokale knistert bei der Wahlparty der Linken in der Saarbrücker Kneipe "Jules Verne" vor Aufregung die Luft - besteht doch die realistische Chance auf Rot-Rot. Doch die erste Hochrechnung bringt die Ernüchterung. Als klar wird, dass die CDU überraschend stark abschneidet, entfährt einigen Linken-Mitgliedern ein entsetztes "Nein!". Das Ergebnis für die Linke selbst - 12,9 Prozent - wird mit verhaltenem Jubel quittiert. Die Hoffnung auf Rot-Rot war groß. Das Saarland wäre das erste westdeutsche Bundesland mit einer rot-roten Regierung gewesen und hätte damit auch ein klares Signal für die Bundestagswahl ausgesendet.

Als SPD-Landeschef Heiko Maas auf der Leinwand auftaucht und erklärt, dass es wohl auf eine große Koalition hinauslaufen werde, werden erboste Buh-Rufe laut. Bei seiner Analyse, dass es vielleicht an "der Person Lafontaine" gelegen haben könnte, dass es für Rot-Rot nicht gereicht hat, schlägt der Ärger in Wut um. "Ohne ihn wärst du gar nix!", schreit ein Mann dem Bildschirm entgegen. Auch die bisherige Landtagsabgeordnete Birgit Huonker hält von solchen Schuldzuweisungen wenig: "Das mit Oskar Lafontaine ist Kappes." Der Linken-Fraktionschef habe einen tollen Wahlkampf gemacht und dazu beigetragen, die AfD "klein zu halten". Ganz klar: Die Partei hält ihrem Polit-Star die Treue. Kein Wunder, auch wenn die Linke für saarländische Verhältnisse relativ schwache knapp 13 Prozent eingefahren hat - um die Fünf-Prozent-Hürde musste sie sich dank Lafontaine nie Sorgen machen.

Heinz Bierbaum, bislang parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, ist mit dem Ergebnis zufrieden. Dass die Partei leichte Verluste verzeichnet, sieht er ein Stück weit dem Schulz-Effekt geschuldet. Der könnte die Linke Stimmen gekostet haben. Dass es am Ende für Rot-Rot nicht gelangt hat, liege offenbar daran, dass die Ministerpräsidentin enorm von ihrer Beliebtheit profitiert habe. "Ich kann das nicht nachvollziehen, denn die Bilanz ihrer Regierungsarbeit ist verheerend."

Und was heißt das Ergebnis nun für die Bundespolitik? Glaubt man dem Linken-Bundestagsabgeordneten Thomas Lutze, heißt es erst einmal überhaupt nichts: "Das ist eine von drei Landtagswahlen in diesem Jahr, wir haben eine ganz spezielle Situation im Saarland - ich glaube nicht, dass es für die Bundespolitik in irgendeiner Weise eine Relevanz hat."

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