Gehälter-Vergleich Das Saarland kann bei den Löhnen mithalten

Saarbrücken · Im „Gehaltsatlas der Bundesrepublik Deutschland“ steht das Saarland auf Platz acht. Auch Berufsanfänger profitieren.

 Regionalfaktoren nach Bundesländern. Das Unternehmen Gehalt.de hat gestern eine Studie zum Lohnniveau in Deutschland herausgebracht, und diese Untersuchung lässt das Saarland im bundesweiten Vergleich in einem positiven Licht erscheinen.

Regionalfaktoren nach Bundesländern. Das Unternehmen Gehalt.de hat gestern eine Studie zum Lohnniveau in Deutschland herausgebracht, und diese Untersuchung lässt das Saarland im bundesweiten Vergleich in einem positiven Licht erscheinen.

Foto: obs/GEHALT.de

Das Saarland hat trotz Highlights wie dem gerade laufenden Max-Ophüls-Festival, zu dem Gäste aus dem In- und Ausland anreisen, bundesweit mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen. Provinziell gehe es hier zu, Dreck und Fabrikschlote prägten das Bild, ereichbar sei die Region ohnehin kaum, und attraktive Arbeitsplätze mitsamt einer gehobenen Lebensqualität gebe es eher woanders. Kurzum: Nix los. Angesichts so vieler Bedenkenträger rauchen den Öffentlichkeitsarbeitern und Marketing-Strategen die Köpfe, wie man mit imageträchtigen Ideen gegensteuern kann.

Jetzt bekommen sie von unerwarteter Seite Unterstützung. Das Unternehmen Gehalt.de hat gestern eine Studie zum Lohnniveau in Deutschland herausgebracht, und diese Untersuchung lässt das Saarland im bundesweiten Vergleich in einem positiven Licht erscheinen. Die Ergebnisse dürften vor allem auch Fachkräften mit ihren Familien zu denken geben, die für sich eine Lebensperspektive in einem attraktiven Bundesland suchen. Was neben der Begeisterung für einen Job natürlich auch von der Bezahlung abhängig ist.

Hierzu hat das Unternehmen Gehalt.de bemerkenswerte Fakten gesammelt, die im „Gehaltsatlas für die Bundesrepublik Deutschland“ zusammengefasst sind. Als Grundlage wurden 750 948 Gehaltsangaben zusammengetragen, erklärt Philipp Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de. 40 Prozent der Daten stammen von weiblichen und 60 Prozent der Daten von männlichen Beschäftigten, die sich freiwillig beteiligt haben. Die Mehrheit der Befragten machten mit 93 Prozent Fachkräfte ohne Personalverantwortung aus.

Die für das Saarland wichtigste Erkenntnis der Studie besteht darin, dass das Land beim Lohnniveau im Vergleich aller Bundesländer auf Platz acht liegt. Das ist alleine schon deshalb bemerkenswert, weil selbst Konkurrenten wie Niedersachsen schlechter abschneiden. Also jenes Bundesland mit der Zentrale des weltweit tätigen und mitbestimmten Volkswagen-Konzerns. Vor dem Saarland platzierten sich Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bremen. Das überrascht nicht, da gerade im Großraum Rhein-Main, Stuttgart und München große Firmenzentralen angesiedelt sind, die zahlreiche Top-Positionen zu besetzen haben. Solche Gehälter werden in der Regel frei ausgehandelt, was die Bezahlung meist deutlich nach oben treibt. Das Saarland hat hier zwar einen eindeutigen Nachteil durch das Fehlen solcher Zentralen, kann jedoch im bundesweiten Vergleich mit anderen Standortvorteilen punkten, etwa niedrigeren Lebenshaltungskosten, günstigen Mieten und einer attraktiven Hochschullandschaft. Das wiederum wirkt sich auch im Vergleich der Verdienstmöglichkeiten für Berufsanfänger aus. Hier erreicht das Saarland ebenfalls Platz acht. Demnach starten Akademiker nach ihrem Studienabschluss an der Saar mit einem Einstiegsgehalt von 43 859 Euro, Absolventen einer Lehre mit 28 528 Euro. Zum Vergleich: Hessen als Spitzenreiter bietet Akademikern ein Anfangsgehalt von 51 517 Euro, während Absolventen einer Lehre mit 33 509 Euro ihre Karriere starten können.

Spannend ist der Blick auf die Tops und Flops der Branchen. An der Saar bieten Unternehmensberatungen, Banken, die Autoindustrie, die Medizintechnik und auch der Maschinenbau die attraktivsten Verdienstmöglichkeiten.  Schlecht schneiden der Groß- und Einzelhandel, Werbung und PR, Internet- und Versandhandel sowie die Hotels- und Gaststätten ab. Dank der zu erwartenden Zukunftstrends in der Autoindustrie dürften zahlreiche Arbeitsplätze in dieser Branche sicher sein, Ähnliches gilt für den Maschinenbau und die Medizintechnik. Philipp Bierbach verweist darauf, dass die Gehaltsunterschiede in Deutschland von Region zu Region zum Teil sehr stark schwanken, nicht nur bei außertariflichen Verträgen. Das hänge auch von der Kapitalstärke und der Anzahl der Unternehmen in der jeweiligen Region ab. Der Bildungshintergrund sowie die Lücke im Verdienst zwischen Männern und Frauen spielten ebenfalls eine Rolle.

Im Saarland stößt die Studie von Gehalt.de auf unterschiedliche Reaktionen. Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer, räumt ein, dass das Saarland in einem bundesweiten Vergleich unter Einbezug der neuen Bundesländer besser abschneide als bei Untersuchungen, in denen nur die West-Länder verglichen werden. Letzteres praktiziere die Arbeitskammer. Es bringe mehr, die westlichen Regionen wirtschaftlich zu vergleichen, die schon vor 1990 zur Bundesrepublik gehört haben. Deshalb komme die Kammer zu kritischeren Ergebnissen.

Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), sieht Untersuchungen der Kammer bestätigt. Das Saarland bleibe wegen seinem hohen Industrieanteil eine attraktive Adresse, auch bei der Bezahlung. Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU), sieht wegen des hohen Industrieanteils sogar Chancen für ungelernte Arbeitskräfte, in Betrieben wie ZF, Ford und Bosch gut bezahlte Arbeitsplätze zu finden. Noch wichtiger als die Bezahlung sei, dass man für seine Aufgabe brennt und sie mit Leidenschaft ausübt.

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