Norwegen drohen laut Breivik weitere Anschläge

Oslo. Norwegen drohen nach den Worten des geständigen Attentäters Anders Behring Breivik jederzeit weitere Anschläge. Zwei weitere "Zellen" seien zu Anschlägen bereit, erklärte Breivik gestern am dritten Tag seines Prozesses in Oslo

Oslo. Norwegen drohen nach den Worten des geständigen Attentäters Anders Behring Breivik jederzeit weitere Anschläge. Zwei weitere "Zellen" seien zu Anschlägen bereit, erklärte Breivik gestern am dritten Tag seines Prozesses in Oslo. Bereits am Dienstag hatte der 33-Jährige vor Gericht auf weitere angeblich existierende "Zellen" verwiesen: Er sei ein "Kommandeur", der "lose Verbindungen" mit zwei weiteren unabhängigen Ein-Mann-Zellen unterhalte.Breivik hatte in der Vergangenheit in seinem im Internet veröffentlichten 1500 Seiten starken Manifest erklärt, Mitglied einer Tempelritter-Organisation zu sein, die er im Frühjahr 2002 mit drei Verbündeten in London gegründet haben will. Der norwegische Geheimdienst hat jedoch keine Hinweise auf die Existenz einer solchen Organisation. Die Organisation habe zum Ziel, "alle Nationalisten Europas zu vereinen". Diese hätten seit dem Zweiten Weltkrieg das Problem, dass es "keine Vorbilder gibt, denen sie folgen können".

Zu anderen Mitgliedern der ominösen Organisation wollte Breivik sich nicht äußern. "Ich werde keine Informationen geben, die zu weiteren Festnahmen führen können", sagte er. Er gab lediglich an, 2001 im Internet "zufällig" jemanden aus dem Ausland getroffen zu haben, der den Anstoß zur Gründung der Gruppe gegeben habe. In Liberia will er in dieser Sache zudem einen serbischen Nationalisten getroffen haben. Eine langjährige Gefängnisstrafe für seine Taten hält Breivik für "erbärmlich". Es könne nur zwei gerechte Urteile geben: Freispruch oder Todesstrafe. "Ich will die Todesstrafe nicht, aber ich hätte das Urteil respektiert", sagte Breivik. Der 33-Jährige muss sich seit Montag für den Tod von 77 Menschen verantworten. Er ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Für seine Taten könnte er 21 Jahre ins Gefängnis kommen. Falls ihn das Gericht für geisteskrank erklärt, wird er in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

Die Überlebenden des Massakers von Utøya verfolgten den Prozess in einem eigenen Raum. Die meisten trugen Aufkleber mit der Aufschrift "no interviews". Einige aber äußerten sich doch: "Es war sehr schwer für mich, dem Mann zuzuhören, der mich umbringen wollte und so viele meiner Freunde getötet hat", berichtete Bjørn Ihler. Auf Utøya rettete er zwei Jungen das Leben, zusammen versteckten sie sich. Jetzt kommt die Erinnerung wieder hoch. "Dort wollte er mich damals töten und hätte es auch fast geschafft. Jetzt ist er entwaffnet und sitzt vor Gericht", sagte der blonde junge Mann. Es sei wichtig, ein klares Bild von Breivik zu bekommen, "um zu erfahren was hinter seinen Taten steht". Den Massenmörder verstehen? Unmöglich. afp/dpa

 Auch gestern wieder betrat der Attentäter Anders Behring Breivik mit seinem bizarren Gruß den Gerichtssaal in Oslo. Foto: LISE ASERUD/dpa

Auch gestern wieder betrat der Attentäter Anders Behring Breivik mit seinem bizarren Gruß den Gerichtssaal in Oslo. Foto: LISE ASERUD/dpa

Foto: Aserud/dpa

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