Bischöfe für "würdige Moscheen"Studie: Muslime in Deutschland viel toleranter als angenommen

Fulda. "Zur Religionsfreiheit in Deutschland gehört auch das Recht, Moscheen zu bauen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, am Freitag in Fulda. Die islamischen Gotteshäuser dürften aber nicht zum "Ausdruck von Machtansprüchen, Rivalität oder eines aggressiven Gegeneinanders" werden, erklärten die Bischöfe

 Moscheen, wie hier in Berlin, sollten Anlieger-Anliegen berücksichtigen, sagen die Bischöfe. Foto: dpa

Moscheen, wie hier in Berlin, sollten Anlieger-Anliegen berücksichtigen, sagen die Bischöfe. Foto: dpa

Fulda. "Zur Religionsfreiheit in Deutschland gehört auch das Recht, Moscheen zu bauen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, am Freitag in Fulda. Die islamischen Gotteshäuser dürften aber nicht zum "Ausdruck von Machtansprüchen, Rivalität oder eines aggressiven Gegeneinanders" werden, erklärten die Bischöfe. Die muslimischen Gemeinden sollten berechtigte Anliegen der Anwohner berücksichtigen, forderten die Oberhirten zum Ende ihrer Herbstvollversammlung.

Erstmals leitete der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch die Herbsttagung in Fulda. Er hatte den DBK-Vorsitz im Februar von dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann übernommen, der das Amt nach 21 Jahren wegen Krankheit abgab.

Die Religionsfreiheit des Grundgesetzes gelte auch für Muslime und den Bau von Moscheen, erklärten die Bischöfe. "Wir können nicht vorschreiben, wie hoch die Minarette werden dürfen", sagte Zollitsch. Allerdings sollten sich Moscheen in ihre Umgebung einfügen. Die Bischöfe verurteilten Bestrebungen, Ängste der Bevölkerung vor dem Islam politisch zu instrumentalisieren. "Kritik ist erlaubt, Hetze nicht", betonte Zollitsch. Zuletzt hatten rechte Kräfte in mehreren Städten versucht, die Bevölkerung gegen den Bau von Moscheen zu mobilisieren. Laut dem Islamarchiv (Soest) gibt es in Deutschland derzeit 206 Moscheen, die von außen als solche erkennbar sind. Zudem gebe es rund 2600 Gebetshäuser. In Planung oder im Bau seien derzeit rund 120 neue Moscheen.

Zollitsch berichtete, dass sich die Zahl der Kirchen, in denen die Messe gelegentlich wieder auf Latein gefeiert wird, seit 2006 auf knapp 100 verdreifacht habe. Der Friedensgruß, das Händeschütteln der Gemeinde, solle an seinem angestammten Platz in der Liturgie bleiben, beschlossen die Bischöfe. Der Vatikan hatte die Frage nach einer Verlegung aufgeworfen. Wichtiger als die Abfolge sei eine "würdige Form des Friedenszeichens", erklärte die DBK.

Kirchliche Trauungen sollten künftig auch ohne vorherige standesamtliche Eheschließung möglich sein, aber nur mit Ausnahmegenehmigung des Ortsbischofs, beschloss die Konferenz. Damit reagierten die Bischöfe auf Änderungen im Personenstandsrecht, die Anfang 2009 in Kraft treten. Allerdings gelten Paare, die sich nur kirchlich trauen lassen, nach bürgerlichem Recht nicht als verheiratet. In den Traugesprächen sollten die Paare deshalb unterschreiben, dass ihnen diese Rechtslage bewusst sei, sagte Zollitsch. Im Grundsatz wolle die Kirche, dass Paare zunächst auf dem Standesamt heiraten, um zivilrechtlich als Familie zu gelten. "Wir sind als Kirche daran interessiert, dass die Ehe nicht nur ein kirchliches Ding ist", sagte Zollitsch.

Bei einem Studientag beschäftigten sich die Oberhirten mit der Medienarbeit. "Es war für die Bischöfe frappierend, wie schnell sich die Medien in den letzten zehn Jahren verändert haben", berichtete Zollitsch. Die Präsenz der Kirche im Internet solle "bis hin zu bewegten Bildern" ausgebaut werden. Die Einrichtung eines digitalen Fernsehkanals sei noch nicht beschlossen, die Pläne würden geprüft. Daneben wolle die Kirche weiter den "Wert der Printmedien" betonen. dpa

Berlin. Die meisten Muslime in Deutschland sind laut einer Studie religiös, aber dabei viel toleranter als gewöhnlich vermutet. Für Offenheit gegenüber allen Religionen hätten sich 86 Prozent der Muslime ausgesprochen, ergab eine am Freitag in Berlin vorgestellte Studie des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung. Sechs Prozent waren dagegen. Nur 16 Prozent der Befragten meinten, ihr Glaube wirke sich auf politische Einstellungen aus. 65 Prozent waren gegen eine islamische Partei in Deutschland. Die Studie könne dazu beitragen, "bestimmte Klischees aufzugeben und zu durchbrechen", sagte die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth.

Die Öffentlichkeit nehme jedoch vor allem Muslime wahr, die zu extremen Gruppen gehörten, sagte die Vorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland, Hamideh Mohagheghi. Mehr als 2000 Muslime waren im Sommer für die repräsentative Studie befragt worden. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten gaben an, jede Religion habe einen wahren Kern. Unter den tiefreligiösen Muslimen, für die der Glaube an Gott sich unmittelbar auf ihr Leben auswirke, waren es sogar 71 Prozent. Zwar waren 52 Prozent der Ansicht, vor allem der Islam sei in religiösen Fragen im Recht. Aber sogar hochreligiöse Menschen lehnten einen Vorrang des Islam zu 38 Prozent ab. Rund 90 Prozent der Muslime in Deutschland sind laut der Studie religiös, 41 Prozent von ihnen hochreligiös. dpa

 Moscheen, wie hier in Berlin, sollten Anlieger-Anliegen berücksichtigen, sagen die Bischöfe. Foto: dpa

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