Versicherungsexperten drängen auf einfachere Produkte

Saarbrücken · Zu komplizierte und bewusst intransparente Produkte. Versicherungsexperten gingen bei einer Tagung in Saarbrücken mit der eigenen Branche ins Gericht.

Die deutsche Versicherungsbranche übt Selbstkritik. "Die Versicherungsprodukte müssen einfacher und verständlicher werden. Wir brauchen Angebote, die die Kunden auch verstehen und wollen", forderte Bernd Krüger, Vorsitzender des Vereins für Versicherungswissenschaft und -praxis, beim "Tag der saarländischen Versicherungswirtschaft" in Saarbrücken .

Auch Consulting-Unternehmer und Vertriebsexperte Hans-Wilhelm Zeidler, schlug in diese Kerbe: "Die Produkte sind zu komplex und werden von den Versicherern auch bewusst kompliziert gehalten und bieten zu wenig Transparenz", kritisierte der ehemalige Vertriebsvorstand einer großen Lebensversicherung seine Kollegen.

Viel weniger Vermittler

Die freien Versicherungsvermittler, Speerspitze an der Vertriebsfront, stünden aber auch unter hohem Druck. Ihre Zahl sei in den vergangenen anderthalb Jahren von 450 000 auf heute 235 000 gesunken und werde weiter drastisch auf geschätzt 100 000 bis 150 000 zurückgehen, sagte Zeidler. Sinkende Courtagen, Überalterung sowie geringe Bereitschaft, als Nachfolger solch ein Büro zu übernehmen, würden den Vertrieb weiter prägen, sagte Zeidler. Dennoch werde der Vermittler überleben. Denn "460 Millionen Versicherungspolicen müssen betreut werden", sagte Zeidler.

Einen großer Wachstumsmarkt sieht Rainer Jacobus, Vorstand der Berliner Ideal Versicherung, für Versicherungsprodukte, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind - wie Pflegezusatzversicherung, Pflegerente, Krebs-Policen sowie Policen für Tod und Bestattung. "Die Älteren brauchen andere Produkte als die Jungen", sagte Jacobus. Die Nachfrage nach diesen Versicherungen werde angesichts nicht ausreichender finanzieller Absicherung der gesetzlichen Krankenversicherung in den kommenden Jahren deutlich zunehmen.

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