"Wir brauchen Beweisaufnahmen"

Herr Jungmann, man gewinnt den Eindruck, dass das Konzept zur Stadionsicherheit jetzt durchgepaukt werden soll. Warum gibt man den Vereinen nicht mehr Zeit, um mit den Fans zu diskutieren?Jungmann: Wir diskutieren schon länger als ein Jahr. Irgendwann müssen wir auch zu Ergebnissen kommen. Insofern sehe ich nicht, dass das Konzept durchgepaukt wird

Herr Jungmann, man gewinnt den Eindruck, dass das Konzept zur Stadionsicherheit jetzt durchgepaukt werden soll. Warum gibt man den Vereinen nicht mehr Zeit, um mit den Fans zu diskutieren?

Jungmann: Wir diskutieren schon länger als ein Jahr. Irgendwann müssen wir auch zu Ergebnissen kommen. Insofern sehe ich nicht, dass das Konzept durchgepaukt wird. Wenn man sich die Ausschreitungen beim Spiel Dresden gegen Hannover ansieht, dann ist Eile geboten. Man hat nicht den Eindruck, dass die Gewalt abnimmt. Sie nimmt zu.

Sie spielen auf die Statistik an, die immer wieder ins Feld geführt wird . . .

Jungmann: Ich spiele nicht auf die Statistik an, ich meine vor allem die Fernsehbilder, die in allen Wohnzimmern zu sehen waren. Was sollen die Leute denken, wenn sie alle zwei Wochen tumultartige Szenen aus deutschen Fußballstadien zu sehen bekommen? Die Familien gehen doch nicht mehr mit ihren Kindern in die Stadien. Der Fußball tut sich keinen Gefallen, wenn immer wieder von Gewalt gesprochen wird. Natürlich wissen wir, dass nur eine geringe Zahl von Fans gewalttätig ist. Aber das sind genau diejenigen, die zur Verantwortung gezogen werden müssen, damit der Fußball Volkssport bleibt.

Kritiker bemängeln, dass einzelne Aspekte des Sicherheitskonzepts nicht mit dem Grundgesetz vereinbar seien, Stichwort Videoüberwachung oder Ganzkörperkontrolle. Diese Bedenken teilen Sie nicht?

Jungmann: Das ist durchaus verfassungskonform. Wir wollen ja keine ständige Videoüberwachung, sondern ganz gezielt schauen, was Vermummte im Stadion machen. Warum vermummen sie sich denn oder verstecken sich hinter großen Plakaten? Wir brauchen Beweisaufnahmen, um die Straftäter identifizieren zu können.

Beim 1. FCS ist es gelungen, die Gewalt im Stadion durch Kommunikation einzudämmen. Warum nicht Dialog statt Drohung?

Jungmann: Das ist ja genau der Ansatz, den wir als Innenminister und Innen-Staatssekretäre verfolgen wollen. Wir wollen, dass die Vereine wesentlich mehr Geld in Fan-Projekte stecken, damit die gemäßigten Kräfte die Oberhand gewinnen.

Wie werden die Innenminister reagieren, wenn das Konzept nicht beschlossen wird?

Jungmann: Ich denke nicht, dass das geschehen wird. Wir bleiben aber sowieso weiter mit DFL und DFB im Gespräch. Foto: SZ

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