Neues Müllsammel-System Viele Saarländer sollen gelbe Tonne bekommen

Saarbrücken · Im Saarland ist der Ärger über die gelben Säcke groß. Vielleicht wird Verpackungsmüll bald anders entsorgt.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Peter Endig

Im Saarland kommt die Diskussion über ein neues Müllsammel-System in Gang. In einigen saarländischen Kommunen laufen nach SZ-Recherchen Vorbereitungen, um vom Gelben Sack auf eine gelbe Tonne umzusteigen. Vorreiter ist die Landeshauptstadt Saarbrücken. Deren Zentraler Kommunaler Entsorgungsverband (ZKE) wird den städtischen Gremien empfehlen, eine gelbe Tonne einzuführen. „Wir sehen darin einen enormen Fortschritt für die Sauberkeit und das Erscheinungsbild der Stadt“, sagte ZKE-Werksleiter Bernd Selzner der SZ. Auch die Neunkircher Stadtverwaltung möchte die gelbe Tonne einführen. „Das ist unsere Empfehlung“, sagte Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried (SPD).

Einen endgültigen Beschluss zur gelben Tonne gibt es nach SZ-Recherchen noch in keiner Kommune, doch der Meinungsbildungsprozess wurde bereits im Entsorgungsverband Saar (EVS) und im Entsorgungszweckverband Völklingen angeschoben. In Saarlouis, Mettlach, Lebach und Homburg hält man hingegen einen Systemwechsel nicht für zwingend.

Möglich macht eine Umstellung des Sammelsystems ein neues Verpackungsgesetz, das 2019 in Kraft tritt. Eine Öffnungsklausel erlaubt den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsunternehmen erstmals, eigene Vorgaben zu machen, unter anderem über „Art und Größe der Sammelbehälter“, also auch über Sack oder Tonne. Bisher hatte dies das Recycling-Unternehmen Duales System Deutschland allein bestimmt. In Saarbrücken erwartet der ZKE den Umstieg frühestens 2021, wegen aktuell noch laufender Verträge mit den privaten Entsorgerfirmen.

Die Umstiegs-Überlegungen sind die Reaktion auf zunehmende Kritik der Bürger an der mangelnden Qualität der gelben Säcke und auf die Mehrkosten, die den Kommunen entstehen. Sie sind für herumfliegenden Müll und wild abgestellte Säcke zuständig. Befürworter der gelben Tonne argumentieren unter anderem mit deren hoher Umweltverträglichkeit. Der Kunststoffverbrauch für ihre Herstellung entspreche dem Verbrauch an „gelben Säcken“ in acht Jahren.

Kritiker verweisen darauf, dass die Bürger nicht genügend Stauraum für eine weitere Tonne haben. Außerdem lade ein undurchsichtiger Behälter zu Fehl-Befüllungen ein. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) verweist unter anderem auf Erfahrungswerte in Nordrhein-Westfalen, wo die gelben Tonnen durchschnittlich zur Hälfte falsche Materialien enthielten. Wie SZ-Recherchen ergaben, sind bereits jetzt im Saarland die gelben Säcke zu 40 Prozent mit Restmüll gefüllt.

Derweil beklagte das Umweltbundesamt (UBA) gestern, in Deutschland falle im EU-Vergleich immer noch zu viel Verpackungsmüll an. 220,5 Kilo pro Kopf und Jahr waren es demnach im Jahr 2016. Der EU-Durchschnitt beträgt 167,3 Kilo.

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