Immer mehr Bürger kaufen auf Kredit

Berlin · Angesichts niedriger Zinsen kaufen immer mehr Deutsche auf Pump. Die Inkasso-Branche warnt vor dramatischen Folgen. Schon jetzt nehme die Zahlungsmoral ab. Auch viele junge Leute seien betroffen.

Die Deutschen kaufen wegen niedriger Zinsen immer mehr auf Kredit und sind aus Sicht der Inkassowirtschaft auf einem gefährlichen Weg. "Ein Konsum auf Pump ist eine tickende Zeitbombe, die bei einem Abschwung der Wirtschaft enormen Schaden zufügen kann", warnte der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen gestern in Berlin.

Die Zahlungsmoral der Verbraucher lässt nach einer Umfrage unter den 560 Verbandsmitgliedern bereits nach. Jede dritte Inkassofirma gab an, dass private Schuldner schlechter zahlten als vor einem halben Jahr - der höchste Wert der vergangenen Jahre. Nur zehn Prozent der Unternehmen sprechen von einer Verbesserung.

"Wir sehen, dass sehr viele Verbraucher sich, weil die Zinsen niedrig sind, sagen, ich gebe mein Geld lieber aus, als es zu sparen", sagte Präsident Wolfgang Spitz. Viele liehen sich Geld von Banken und Handel dazu. Spitz verwies auf Zahlen der Auskunftei Schufa, nach denen derzeit 17,4 Millionen Ratenkredite laufen - um die Hälfte mehr als vor zehn Jahren.

Eine Studie für den Bankenfachverband hatte ergeben, dass jeder dritte Haushalt inzwischen einen Ratenkredit aufgenommen hat. So werden dann neue Fernseher, Möbel oder Autos gekauft. "Das ist eine ganz gefährliche Sache", sagte Spitz. Todesfälle oder eine Scheidung brächten Schuldner schnell in die Lage, dass sie die Raten nicht mehr begleichen können.

Der Verband geht davon aus, dass fast jeder zehnte Erwachsene nicht mehr in der Lage ist, seinen Verpflichtungen nachzukommen, also überschuldet ist. Auch bei unter 25-Jährigen sei eine Quote von zehn Prozent erreicht, weil viele junge Menschen sich mit Mobilfunkverträgen und Internet-Einkauf übernähmen. Junge Schuldner stünden im Schnitt mit 8200 Euro in der Kreide.

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