Heftiger Streit um Kontrolle in Kliniken

Berlin/Saarbrücken. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP, Foto: ddp) sagt den vielfältigen Kontrollen in deutschen Krankenhäusern den Kampf an. Man müsse stärker davon ausgehen, dass Ärzte und andere Beschäftigte in den rund 2100 Klinken "selbstverständlich im Interesse der Patienten handeln", erklärte Rösler, der selbst Mediziner ist

Berlin/Saarbrücken. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP, Foto: ddp) sagt den vielfältigen Kontrollen in deutschen Krankenhäusern den Kampf an. Man müsse stärker davon ausgehen, dass Ärzte und andere Beschäftigte in den rund 2100 Klinken "selbstverständlich im Interesse der Patienten handeln", erklärte Rösler, der selbst Mediziner ist. Es müsse zwar ein Mindestmaß an Kontrollen und Dokumentationen geben. Man könne aber "nicht hinter jeden Beschäftigten noch einen stellen, der kontrolliert".In Kliniken muss beispielsweise dokumentiert werden, ob Behandlungsabläufe den medizinischen Leitlinien entsprechen. Bei Qualitätsprüfungen im Auftrag von Ärzteverbänden, Kliniken und Kassen waren immer wieder Probleme aufgefallen. So wurden Mängel bei Krebsoperationen oder die Entlassung von Patienten ohne eingehende Abschluss-Untersuchung moniert. Die Koalition will Bürokratie im Gesundheitswesen abbauen. Die eingesparte Zeit komme den Patienten zu Gute, sagte Rösler.Auch Professor Hans Köhler, ärztlicher Direktor der Homburger Uniklinik, beklagt den hohen Zeitaufwand. "Die Überbürokratisierung muss gestoppt werden, um Freiraum für die eigentlichen Aufgaben der Ärzte zu schaffen", sagte er zur SZ. Saar-Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) betonte, neben dem Abbau unnötiger Bürokratie müsse man ständig an der Verbesserung der Qualitäts-Standards arbeiten. Dagegen warnen die Kassen vor teuren Folgen des Vorstoßes. "40 Prozent aller geprüften Klinikrechnungen sind fehlerhaft", teilte der Kassen-Spitzenverband mit. Die Krankenhäuser müssten pro Jahr rund eine Milliarde Euro an die Kassen zurückzahlen. Bruno Krüger, Chef der AOK Saar, bezifferte die jährlichen Rückzahlungen von Kliniken an seine Kasse auf 8,5 bis neun Millionen Euro. Die Selbstverständlichkeit, mit der Ärzte nach Röslers Ansicht zum Wohl der Patienten handelten, habe er "bislang nicht erkennen können", sagte Krüger. Carola Reimann, Gesundheitsexpertin der SPD-Bundestagsfraktion, warf Rösler Naivität vor. "Es gibt immer auch Vorfälle, bei denen man Patienten schützen muss", sagte sie. > Siehe auch Seite A 4, Seite A 6 dpa/tho

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