Düsseldorf. Jürgen Möllemann sprach gern von "der Achterbahn des Lebens" und tröstete seine Partei in schweren Zeiten, dass es nach der Kurve immer wieder bergauf geht. Für die Wahl in Nordrhein-Westfalen suchten die Liberalen denn bis zum späten gestrigen Abend nach einer Lichtgestalt. Drei Kandidaten waren im Gspräch: Gesundheitsminister Daniel Bahr, zugleich nordrhein-westfälischer FDP-Landeschef, Landtagsfraktionschef Gerhard Papke und Christian Lindner. Der war am 14. Dezember als Generalsekretär der Liberalen zurückgetreten. "Es gibt den Moment, in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen", sagte er damals. Nun muss er in NRW selbst Bewegung reinbringen.Die Entscheidung für Lindner fiel schneller als erwartet auf einer außerordentlichen Sitzung des FDP-Landesvorstands. Dort beschloss man auch, dass Bahr den Landesvorsitz an Lindner abtritt. Der kündigte an, er werde sich "mit vollem Engagement in den Wahlkampf hineinwerfen. Ich trete an, um die FDP wieder in den nordrhein-westfälischen Landtag zu führen".

Kaum jemand hat in der FDP eine derart steile Karriere hingelegt wie Lindner - und wohl keiner hat sie aus freien Stücken so jäh beendet. Anfang 30 war er erst, als er Generalsekretär in Berlin und damit das Sprachrohr der FDP wurde. Redegewandt und mit jugendfrischer Ausstrahlung machte Lindner auf sich aufmerksam. Doch als ein Mitgliederentscheid zum Euro-Rettungskurs die Partei erschütterte, schmiss der 33-Jährige überraschend hin. Nun übernimmt er einen echten Risiko-Job. 1980 und 1995 flogen die Liberalen bereits schon mal aus dem NRW-Landtag. Sollte die FDP im bevölkerungsstärksten Bundesland und möglicherweise auch im Saarland und in Schleswig-Holstein den Wiedereinzug in die Landtage verpassen, hätte das gravierende Auswirkungen für die Bundespartei. dpa Foto: Berg/dpa