Armutsrisiko bei Rentnern steigt

Berlin. Die Zahl der Bundesbürger, die im Rentenalter und wegen Erwerbsminderung von staatlicher Grundsicherung leben müssen, ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Nach Auskunft der Bundesregierung sind aktuell 764 000 Personen auf diese Sozialleistung angewiesen. Bei der Einführung der Grundsicherung vor acht Jahren waren es 440 000

Berlin. Die Zahl der Bundesbürger, die im Rentenalter und wegen Erwerbsminderung von staatlicher Grundsicherung leben müssen, ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Nach Auskunft der Bundesregierung sind aktuell 764 000 Personen auf diese Sozialleistung angewiesen. Bei der Einführung der Grundsicherung vor acht Jahren waren es 440 000. Das entspricht einer Steigerung von über 74 Prozent. Die Daten finden sich in einer Stellungnahme des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei, die unserer Zeitung vorliegt.Nimmt man nur den Kreis der über 65-jährigen Empfänger von Grundsicherung, dann erhöhte sich ihr Anteil in diesem Zeitraum um 55 Prozent auf knapp 400 000. Bei der Grundsicherung gilt wie bei Hartz IV ein Regelsatz von derzeit 364 Euro im Monat, der mit selbst erworbenen Rentenansprüchen verrechnet wird. Nach Angaben der Regierung stehen den Grundsicherungsempfängern im Schnitt 658 Euro pro Monat zur Verfügung, wovon noch die Kosten für Miete und Heizung abgezogen werden müssen. Damit liegt das Armutsrisiko in dieser Bevölkerungsgruppe extrem hoch. Nach Angaben des rentenpolitischen Sprechers der Linken, Matthias Birkwald, beginnt nach EU-Kriterien die Armutsgefährdung für einen Alleinstehenden in Deutschland bei 929 Euro im Monat.

Nach Einschätzung des Präsidenten der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, gibt es mindestens vier Ursachen für das wachsende Armutsrisiko im Alter: Vorzeitige Invalidität, unstetige Erwerbsbiografien, Langzeitarbeitslosigkeit und der Niedriglohn. SPD-Chef Sigmar Gabriel (Foto: dpa) forderte eine "Sockelrente", die "deutlich oberhalb der Grundsicherung" liegen müsse. Die Bundesregierung will nach der Sommerpause einen "Regierungsdialog Rente" mit Gewerkschaften und Sozialverbänden starten. Gegenwärtig denkt sie an eine rentenrechtliche Besserstellung von Geringverdienern. "Unser Ziel ist es, gesetzliche Änderungen noch in dieser Wahlperiode zu erreichen", sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums der SZ.

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