Oppositions-Frauen wettern gegen Schröder

Berlin. Nach ihren umstrittenen Thesen zum Feminismus wird Familienministerin Kristina Schröder massiv kritisiert. Führende Politikerinnen der Opposition bescheinigten der 33-jährigen CDU-Politikerin gestern Unwissenheit und mangelndes Verständnis für die Frauenbewegung. Sie habe in der Gleichstellungspolitik versagt

Berlin. Nach ihren umstrittenen Thesen zum Feminismus wird Familienministerin Kristina Schröder massiv kritisiert. Führende Politikerinnen der Opposition bescheinigten der 33-jährigen CDU-Politikerin gestern Unwissenheit und mangelndes Verständnis für die Frauenbewegung. Sie habe in der Gleichstellungspolitik versagt.

"So viel Unsinn im Zusammenhang mit Frauenpolitik habe ich lange nicht mehr gelesen", sagte SPD-Vizechefin Manuela Schwesig. Die Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns bezog sich dabei auf Äußerungen Schröders in einem "Spiegel"-Gespräch, in dem sich die CDU-Politikerin von der Frauenbewegung distanzierte.

Schröder betreibe eine "rückständige Politik" und habe "keinerlei Verständnis für die historische Bedeutung des Feminismus", sagte Schwesig. "Es tut der Sache der Frauen überhaupt nicht gut, wenn die jungen Frauen und die Frauenbewegung von damals gegeneinander ausgespielt werden."

Linkspartei-Chefin Gesine Lötzsch sagte mit Blick auf die Streichung des Elterngeldes für arbeitslose Mütter, Schröder sei im ersten Amtsjahr "nur durch soziale Kälte aufgefallen". Grünen-Chefin Claudia Roth warf Schröder eine "Verunglimpfung des Feminismus" vor und nannte die Ministerin "kleingeistig". Von Schröder seien bislang keine Impulse für die Gleichstellungspolitik ausgegangen.

Unterstützung erhielt die Ministerin dagegen von der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin: "Ich finde, Frau Schröder hat Recht. Wir sind über den klassischen Begriff des Feminismus schon weit hinaus."

Schröder hatte sich von Ideen der Frauenbewegung distanziert. "Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden." Kritisch äußerte sie sich über Thesen der Feministin Alice Schwarzer: "Zum Beispiel, dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch." Schwarzer warf Schröder daraufhin "Stammtischparolen aus den 1970er Jahren" vor. dapd

Meinung

Frauen emanzipieren sich weiter

Von SZ-Korrespondent

Werner Kolhoff

Es gab Zeiten, da färbten gestandene Männer ihre Bettwäsche lila und gewöhnten sich den Toilettengang im Sitzen an. Kinder kriegten die Leute trotzdem, damals in den Endsiebzigern, als im Westen der Republik Alice Schwarzers Frauenbewegung marschierte. Eines dieser Kinder ist jetzt Frauenministerin in einem Kabinett geworden, das von einer Kanzlerin geleitet wird und dessen Vizekanzler schwul ist.

Außerdem gibt es eine Regierungspartei namens CSU, die eine Frauenquote beschlossen hat. Es ist ein Triumph der lila Revolution, doch Undank ist der Welten Lohn. Denn nun distanziert sich dieses späte Kind der Bewegung, Frauenministerin Kristina Schröder. Etwa von der These, dass man nicht als Frau geboren, sondern von der Gesellschaft zu einer gemacht werde, und auch von der Auffassung, dass heterosexueller Geschlechtsverkehr etwas mit Unterwerfung der Frau zu tun habe. Kristina Schröder hat beides offenbar anders erlebt. So wie die junge Frauengeneration die Themen Karriere, Weiblichkeit und Sexualität insgesamt viel selbstverständlicher vereint, als frühere Frauengenerationen es je konnten. Alice Schwarzer fällt es schwer, das zu begreifen, aber die Frauen emanzipieren sich ständig weiter. Im Zweifel auch von ihr.

 Kristina Schröder sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt. Foto: dpa

Kristina Schröder sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt. Foto: dpa

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