Glosse Tollkühne Tellerrebellen

Eine spektakuläre Wende deutet sich auf den Tellern an. Genau 53,6 Prozent der Deutschen legten jetzt in einer Umfrage das Geständnis ab: Essen muss vor allem schmecken.

Neue Umfrage und Ernährung als Religionsersatz
Foto: picture alliance / dpa/Tobias Hase

Schmecken!

Dabei gilt Ernährung längst als Religionsersatz, mit dem die Lebenseinstellung demonstriert wird. Die heißt dann: „Ich bin gesundheitsbewusst“, „ich bin klimafreundlich“ oder „ich bin als Fleischesser ein echter Mann“. Aber Essen, das einfach nur schmeckt! Das ist ganz alte Schule. Angeblich gibt es zwar Menschen, denen – vermutlich nach intensiver Gehirn- und Magenwäsche – auch gedünstetes Gemüse schmeckt. Die sehen es dann tatsächlich so lüstern an, als wäre es ein Schokoriegel. Aber diese Vermengung von Pflicht und Spaß ist ebenso bedenklich, als würde jemand in der Freizeit ständig Dienstmails lesen. Und das kann nicht gesund sein.

Die Einstellung des kulinarischen Genussrebellens dagegen kann nur lauten: Nur weil ich oft Gesundes essen muss, muss es mir noch lange nicht schmecken. Denn der Salat kann meinen Körper haben, aber nicht meine Seele! Und dessen Verzehr ist ohnehin bedenklich, schließlich heißt es in der Krise oft: Da haben wir den Salat.

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