Neue Filme von der Ex-Ministerin

Saarbrücken. Als Barbara Wackernagel-Jacobs beim Machtwechsel im Saarland 1999 von der Politik ins Filmproduktions-Geschäft wechselte, wunderte sich mancher. Schien doch die Tätigkeit einer Ministerin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales so gar nichts gemein zu haben mit der Aufgabe einer Filmproduzentin und das Saarland nicht gerade ein lukratives Pflaster für diese Branche

Saarbrücken. Als Barbara Wackernagel-Jacobs beim Machtwechsel im Saarland 1999 von der Politik ins Filmproduktions-Geschäft wechselte, wunderte sich mancher. Schien doch die Tätigkeit einer Ministerin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales so gar nichts gemein zu haben mit der Aufgabe einer Filmproduzentin und das Saarland nicht gerade ein lukratives Pflaster für diese Branche. Inzwischen hat die gebürtige Homburgerin mit ihrer Saarbrücker Carpe Diem Film & TV Produktion unter anderem etliche Imagefilme produziert, nicht für große Unternehmen, auch für das Land, etwa über die Arbeitsweise des Landtags. In der monatlichen Filmwerkstatt im Kino Achteinhalb stellte Wackernagel-Jacobs jetzt zwei neuere Dokumentarfilme vor und gab Einblick in deren Entstehungsprozess.

"The Boys of Kloster Indersdorf" heißt ein 15-minütiger Dokumentarstreifen. Der 2008 entstandene Beitrag begleitet drei ehemalige "displaced children", die 1945 nach KZ und Todesmarsch in dem von der UNRA zum Waisenhaus umfunktionierten Kloster bei Dachau unterkamen und diesen Ort nach 60 Jahren erstmals wieder besuchen. 2008 wurde das mehrjährige Dokuprojekt "Politappeal: Das Image der Politik und der Politiker" fertig, das elf bekannte Politiker in Kurzporträts und ihrer Begegnung mit Schulklassen dokumentiert (die SZ berichtete).

Beide Produktionen entstanden ohne Auftrag. Das erste wurde Wackernagel-Jacobs durch eine Lehrerin, die das Treffen der ehemaligen Kloster-Kinder organisiert hatte, herangetragen. Das zweite war ein Thema, "das mich umtrieb". Beide Projekte hat Wackernagel-Jacobs mit "viel Herzblut" von Anfang bis Ende begleitet und war auch bei den Drehs immer dabei.

Erste und schwierigste Aufgabe für eine Produzentin: die Finanzierung sicherstellen. Gerade da, stellt Wackernagel-Jacobs fest, komme ihr das strategische Denken zu Nutze, das sie als Politikerin gelernt habe: "Ich versuche immer alles abzuklopfen, wo könnte es jemanden geben, den das Thema interessiert?" Wenngleich nicht ihr Wunschkandidat, konnte sie so die ZDF-History-Redaktion für den Ankauf der "Boys of Kloster Indersdorf" gewinnen. Beim "Politappeal"-Projekt jedoch wollte kein TV-Sender einsteigen. Erst habe man ihr gesagt: "Es ist nicht unsere Aufgabe, Politiker gut darzustellen." Später: "Wir waren nicht an der Entwicklung beteiligt, deshalb senden wir auch nicht." Das Geld bekam Wackernagel-Jacobs trotzdem, unter anderem vom Bundespresseamt, das "Politappeal" nun über die Landesfilmdienste für den Einsatz in Schulen zur Verfügung stellt, der ZDF-Infokanal kaufte Senderechte, das Saar-Kultusministerium 150 Exemplare der DVD. Die Fortsetzung von "Politappeal" ist schon in Planung: Ausgewählte Persönlichkeiten sollen Jugendliche für Europa-Politik begeistern. Die Politik lässt Wackernagel-Jacobs eben doch nicht los.

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